Wie reagiert Kurt Beck?
Im Augenblick sehen sich die Apokalyptiker unter den deutschen Politjournalisten in einer Art Schlaraffenland: Da SPD-Chef Kurt Beck sich noch bis Ende dieser Woche angekündigterweise wegen verschleppter Grippe nicht persönlich äußern wird, sind ihren endzeitlichen Visionen Tor und Tür geöffnet. Das gemurmelte Bekenntnis des SPD-Chefs Beck zur Möglichkeit einer mit Linken-Stimmen gewählten hessischen Ministerpräsidentin Andrea Ypsilanti hat einen Sturm der Entrüstung ausgelöst, der bislang nicht abschwächen will.
Allen voran empört ist – zu Recht – die Hamburger SPD um ihren Spitzenkandidaten Michael Naumann, die sich mit einem hervorragenden Wahlkampf in der Mitte (!) des politischen Spektrums profiliert hat. Ein Wahlkampf, der die SPD freilich auch ohne Becks desaströsen Ausfall kaum zur stärksten Partei der Hansestadt gemacht hätte. Möglich gewesen wäre aber, immerhin, eine Koalition mit den Grünen. Diese Option hat Beck wenige Tage vor der Wahl womöglich zunichte gemacht. Ebenso empört die Agenda-Macher der Schröder-Regierung, die derzeit ohnehin ziemlich entgeistert dreinblicken: Als ob es links der Mitte etwas zu holen gäbe für die SPD, was die Verluste in der Mitte aufwöge. Die CDU (ausnahmsweise mal inklusvie Kanzlerin) hat sich bereits deutlich distanziert. Und jetzt auch noch die Wirtschaft.
He’ll be Beck (?)
„Emmas“ Verwüstungen werden längst bilanziert. Das Unwetter über Becks ungeschicktem Ausfall dagegen scheint erst noch heraufzuziehen. Es ist aber auch ein gefundenes Fressen für die Medien: Der politische Skandal über Einen, der sich rund anderthalb Wochen lang nicht dazu äußern kann. Anderthalb Wochen, das entspricht wohl mehr oder weniger der Halbzeit für politische Skandale; wenn danach nichts Neues mehr kommt, geraten sie allmählich in Vergessenheit. Die verschleppte Grippe, derentwegen sich der Parteichef gerade eine unfreiwillige Auszeit nimmt, garantiert aber den schönsten „Cliffhanger“, den Journalisten sich wünschen können: Fortsetzung folgt.