Was Sie über Smart-Beta-Fonds wissen müssen
Berlin – Wer seine Chancen auf eine hohe Rendite steigern will, kann auf Aktienfonds setzen. Eine besonders kreative, aber auch riskante Strategie können Anleger mit sogenannten Smart-Beta-ETFs verfolgen. Wollen Anleger in solche Fonds investieren, sollten sie jedoch einiges beachten.
Grundsätzlich steht die Abkürzung ETF für Exchange-traded fund – also börsengehandelte Fonds. «Im Unterschied zu aktiven Fonds investieren ETFs streng regelbasiert. Es gibt keinen Manager, der entscheidet», erklärt Yann Stoffel von der Stiftung Warentest. Somit fallen für ETFs geringere Kosten an als für aktiv gemanagte Fonds – bei der die Fondsgesellschaft meist einen Ausgabeaufschlag verlangt.
«Klassische ETFs bilden meist einen markttypischen Index ab, zum Beispiel den Dax», erklärt Stoffel weiter. «Smart-Beta-ETFs weichen davon ab», sagt er. Der Begriff «Smart Beta» kommt aus dem Marketing. Laut Stoffel stehe er für eine Strategie, die durch eine spezielle Wertpapierauswahl besser – «smarter» – als klassische ETFs sein will.
Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Bremen verdeutlicht dies an einem Beispiel: «BASF ist mit 8,02 Prozent und Lufthansa mit 0,67 Prozent am Dax beteiligt. Mit einem ETF auf den Dax wird dieser Index mit dessen Gewichtung eins zu eins nachgebildet.» Entsprechend würde die BASF-Aktie übergewichtet. Bei einem Smart-Beta-ETF hingegen kann ebenfalls der Dax nachgebildet werden, aber mit einer anderen Gewichtung der Unternehmen.
«Langfristig haben sich Aktien von großen Unternehmen besser entwickelt als Aktien von kleinen Unternehmen», erklärt Oelmann. Durch einen Smart-Beta-ETFs könnten Anleger diesen Effekt nutzen, um mehr Rendite zu erzielen. Das bedeutet grundsätzlich aber auch mehr Risiko: Denn die Aktienkurse kleinerer Unternehmen unterliegen kurzfristig größeren Schwankungen, warnt Oelmann.
Auch Stoffel betont: «Smart-Beta-Strategien laufen nicht automatisch besser. Es kann jahrelange Perioden geben, in welchen solch eine Strategie schlechter abschneidet.» Zudem bestehe die Gefahr, dass eine Smart-Beta-Strategie mit historischen Daten entwickelt und «überoptimiert» wurde. «In der Realität läuft es dann viel schlechter als in der Simulation», gibt Stoffel zu bedenken. Zumal erfolgreiche Strategien nicht mehr so gut funktionieren, wenn sie viele kopieren.
Auch die Rating-Agentur Morningstar warnt auf ihrer Internetseite davor, einen Smart-Beta-ETF als Zinsersatz oder besseres Sparbuch zu sehen. Trotz ihrer «eher gemischten Erfolgsbilanz» seien Smart-Beta-ETFs bei Anlegern aber beliebt. Deshalb gibt es auch immer mehr neue Variantionen dieser Fonds. Laut Morningstar gab es im Sommer 2016 bereits 550 verschiedene Smart-Beta-ETFs auf dem Markt. Der Smart-Beta-Markt wächst schneller als der ETF-Gesamtmarkt, der wiederum schneller als der gesamte Fondsmarkt wächst. «Wir erwarten, dass sich dieses überdurchschnittliche Wachstum fortsetzen wird», lautet die Einschätzung von Morningstar.
«Anleger sollten sich von dem Label »Smart Beta« nicht blenden lassen», rät Stoffel. Sondern vor einem Investment die grundlegende Strategie des Fonds verstehen. Dafür müssen Anleger einen Blick ins Portfolio werfen. In welchen Ländern und in welche Branchen investiert der Fonds? Wie groß sind die Unternehmen? Hat der ETF sehr wenige Titel, kann dies mehr Risiko bedeuten – weil der Erfolg von relativ wenigen Aktien abhängt. «Je weniger unterschiedliche Aktien ein Smart-Beta-ETF auswählt, desto eher kommt so ein Fonds nur als Beimischung infrage», sagt Stoffel. Ein weiterer Tipp: Anleger sollten erst in einen Smart-Beta-ETF investieren, wenn der Fonds mindestens fünf Jahre alt ist. Am besten wäre es laut Stoffel, wenn der Fonds schon mal einen Einbruch an den Märkten überstanden hat.
«Anleger, die gerade erst mit dem Sparen anfangen oder nicht so viel Geld investieren können, sollten Smart-Beta-ETF meiden», rät Stoffel. Auch bei Schulden ist ein solches Investment laut Oelmann nicht empfehlenswert. Denn: «Vor einer Geldanlage müssen existenzbedrohende Risiken abgesichert sein», sagt sie. Und dann das Vermögen breit über verschiedene Anlageklassen streuen – etwa Tagesgeld, Sparverträge und Sachwerte wie Immobilien. Zudem muss das Investment zur eigenen Risikoklasse passen. Anlegern gibt Oelmann den Tipp: «Werfen Sie langfristige Strategien nicht wegen aktueller Nachrichten über Bord.»
Fotocredits: Frank Rumpenhorst
(dpa/tmn)