Warum Studiengebühren sozial sind
Das klingt nach einem reißerischen Titel, mit dem man die Leute gegen sich aufbringt, nicht wahr? Dabei ist die These, so sehr sie auch nach freien Liberalen klingen mag, vor zwei Wochen in der „Zeit“ diskutiert worden; einer Zeitung also, die seit jeher treu zur Sozialdemokratie stand und steht.
Und darum geht’s: In einem Land, das keine Studiengebühren erhebt, werden die Universitäten durch Steuergelder bezahlt. Also Dozenten, Gärtner, Kopierer, Kopierpapier, Löschpapier, Klopapier, Mensaköche, Hausmeister, Instandhaltung, Restaurierung, Reinigung, Strom, Gas, Wasser, etc., etc. Nichtsdestotrotz studieren, das lässt sich statistisch nachweisen, vornehmlich die Kinder wohlhabender Eltern – also finanziert der kleine Mann, der es sich nicht leisten kann, seine Kinder studieren zu lassen, im Zweifelsfall das Studium der Kinder reicher Eltern mit. Ist das sozial?
Studiengebühren dagegen sorgen dafür, dass jeder selbst sehen muss, wo er bleibt – ein Problem, das sich den Kindern wohlhabender Eltern so gar nicht erst stellt. Für alle anderen heißt das: Bafög, Stipendien, Kredite besorgen – und zügig durchstudieren. Was ja nicht unbedingt von Nachteil ist.
Um ehrlich zu sein, weiß ich selbst nicht, wie ich zu dieser These stehe – sie leuchtet ein; aber sie setzt ein System voraus, das den angehenden Studenten gründlich über sämtliche Möglichkeiten der Studienfinanzierung informiert. Und ein solches System fehlt zurzeit in Deutschland. Wo aber die Information fehlt, da kann eine sichere, ausgewogene und individuell eingerichtete Finanzierung kaum mehr möglich sein.