Tibeter brennt auf Demonstration in Indien
Bei einer Demonstration in Indiens Hauptstadt Neu Dehli steckte sich ein, im Exil lebender, Tibeter in Brand. Die Demonstration galt dem Besuch des chinesischen Staatsoberhauptes Hu Jintao. Er wird für die blutigen Auseinandersetzungen in Tibet 2008 verantwortlich gemacht.
Eine Protestaktion, die Ausdruck purer Verzweiflung ist. Schreiend und schmerzverzerrt, rennt Janphel Yeshi (27) in Flammen an den anderen Demonstranten vorbei. Ein selbstloses Opfer, um auf die Missstände in seinem Land aufmerksam zu machen. Tragischerweise ist es mittlerweile ein fast schon zu oft gesehenes Bild. In den letzten 15 Monaten zündeten sich insgesamt 30 Tibeter im Protest für die Autonomie ihrer Heimat an. Die meisten von ihnen starben dabei. Leider bleibt es jedoch meist bei dem Verzweiflungsbild, da die einzelnen Opferungen meist mehr ein kurzweiliger Schock sind, als dass sie tatsächlich Wirkung zeigen.
Anhaltende Demonstrationen seit 2008
1949 erhob Mao Zedung, damaliger Führer der Volksrepublik China Anspruch auf Tibet. Um es ins „Mutterland“ einzugliedern, rückten chinesische Soldaten in Tibet ein. Die Armee war ironischer Weise unter dem Namen „Volksbefreiungsarmee“ bekannt. Seit mehr als einem halben Jahrhundert kommt es nun immer wieder zu bewaffneten Konflikten in der Region.
Die letzten großen Unruhen gab es im März 2008. Mehrere Hundert Tibeter gingen zu dieser Zeit auf die Straße und forderten die Unabhängikeit ihres Staates und die Rückkehr des, im Exil lebenden, Dalai Lamas. Was zunächst ohne Waffengewalt verlief, forderte nach ein paar Tagen die ersten Todesopfer auf Seiten der Demonstranten.
Zu beklagen gab es jedoch auch Opfer auf chinesischer Seite. Um der Gewalt Einhalt zu bieten, drohte der Dalai Lama mit seinem Rücktritt, um die Gewalt auf Seiten der Tibeter zu stoppen. Zwar hatte er in dieser Hinsicht Erfolg, jedoch hat sich an der Situation in seiner Heimat nichts geändert.
Indien als Exil vieler Tibeter
Durch die prekäre Situation in ihrem Land, sehen sich viele Tibeter gezwungen ins Exil zu wandern. Anlaufpunkt ist wegen der geografischen Nähe dabei häufig Indien. Auch der Dalai Lama befindet sich zur Zeit im bevölkerungsreichsten Land der Welt.
Zwar ist es nicht gerade der politisch stabilste Staat, jedoch bietet es den Tibetern die Freiheit, die sie in ihrem Heimatsland missen. Da sie in ihrem eigenen Staat von Chinesen teils mit brutaler Gewalt verfolgt werden, ist Indien für viele der letzte Ausweg.
Die Schuld für die brennenden Demonstranten sieht Chinas Vize-Minister Zhu Weiqun beim Dalai Lama, der seine Bevölkerung zu solchen Aktionen ermutigen würde und fordert den Rücktritt des Tibetischen Oberhaupt. Dass eine der beiden Parteien nachgeben wird ist jedenfalls äußerst unrealistisch, weshalb auch in Zukunft mit Protesten, wie der von Janphel Yeshi zu rechnen ist.
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