Solvency II soll Versicherungsgesellschaften krisenfester machen
Versicherer in Europa sollen besser für Krisen gewappnet sein. Deshalb gilt ab 1. Januar 2016 für Unternehmen der Branche die EU-Richtlinie Solvency II. Sie soll eine bessere Kontrolle der Finanzausstattung von Versicherungsgesellschaften ermöglichen.
Die Finanzexperten der Europäischen Union haben die neue Richtlinie über Jahre vorbereitet. Fünf ausführliche Studien wurden zwischen 2005 und 2010 erstellt. Das Ziel: Die Anforderungen an das Risikomanagement von Versicherern möglichst präzise zu formulieren. Auf diesen Daten aufbauend schlug die EU-Kommission 2011 die neue Richtlinie dem EU-Parlament vor. Dessen Abgeordnete stimmten die Inhalte mit den Mitgliedstaaten ab. Jetzt tritt die Solvency II genannte Richtlinie in Kraft. Ändert sich etwas für den Kunden?
Für den Kunden bedeutet Solvency II vor allem mehr Sicherheit
Versicherungsgesellschaften müssen die Risiken ihrer Kunden abdecken und gleichzeitig auch erfolgreich wirtschaften. Deshalb gab es schon immer Vorschriften für ihre Solvabilität. Hinter dem Begriff steht die Ausstattung eines Unternehmens der Finanzbranche (also Banken und Versicherungen) mit Eigenmitteln. Das sind die unbelasteten Vermögenswerte eines Unternehmens, die Mittel, die zur Verfügung stehen, wenn ein Unternehmen finanzielle Belastungen ausgleichen muss.
Bei Versicherungen kann das der Fall sein, wenn zum Beispiel eine unerwartet hohe Zahl an Schadensbegleichungen auf einen Schlag anfällt, etwa nach Naturkatastrophen. Oder eine anhaltende Niedrigzinsphase es einem Lebensversicherer schwer macht, den hohen Garantiezins von Altverträgen zu erwirtschaften.
Die neue Richtlinie Solvency II soll mehr Sicherheit für die Kunden von Versicherungen bieten. Die Anforderungen für Unternehmen in der EU sind klarer definiert und die Überprüfung der Solvabilität wurde vereinheitlicht. Auch wenn die komplizierten Details für den Privatkunden nur schwer verständlich sind, so erhält er durch die Neuregelung mehr Sicherheit, denn die Möglichkeit der Pleite eines Versicherungsunternehmens ist geringer. Die EU hofft sogar, die Gefahr durch die Richtlinie weitestgehend gebannt zu haben. Das neue Aufsichtssystem funktioniert auf Basis eines Ansatzes, der mehr prinzipien- und risikobasiert ist.
Solvency II gilt für alle 28 Mitgliedstaaten sowie die drei Staaten des Europäischen Wirtschaftraumes (Island, Liechtenstein und Norwegen).
Versicherer wie Swiss Life Select erfüllen vergleichbare Kriterien schon länger
Große Versicherungsgesellschaften in Europa sehen in der Erfüllung der Solvency II-Kriterien eine Bestätigung ihrer Finanzkraft. So sagte Markus Leibundgut, CEO von Swiss Life Deutschland, einem Versicherungskonzern, zu dem auch das Beratungsunternehmen Swiss Life Select gehört: „Für uns gilt bereits seit 2011 der Swiss Solvency Test (SST), das Regelungspaket der Schweizer Finanzmarktaufsicht. Hier wenden wir in der Praxis schon seit Jahren ein modernes, auf ökonomischen Kriterien basierendes Solvenzmodell an, welches Solvency II in wesentlichen Grundzügen vorwegnimmt.“ Diese Sicherheit sei für die Kunden wichtig: „Die weltweite Finanzkrise und die darauf folgende Euro-Krise haben den Verbrauchern vor Augen geführt, dass Finanzstärke und ein professionelles Risikomanagement wichtige Kriterien bei der Auswahl eines Versicherers sein sollten.“
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