Rekorde in Sachen Arbeitslosigkeit
Was ist Olaf Scholz froh, dass er im vergangenen Jahr den Ministerposten für Arbeit und Soziales übernommen hat. So hatte er die wunderbare Aufgabe ein Rekordjahr in Sachen Arbeitslosigkeit zu verkünden und tat dies mit stolz geschwellter Brust.
Seit über 15 Jahren war die Zahl der Arbeitslosen nicht mehr so niedrig wie im Dezember 2007. Die Bundesagentur für Arbeit meldete lediglich 3,4 Millionen Arbeitslose, was m Vergleich zum Vorjahr bedeutete, dass es 600.000 Arbeitslose weniger gab, als 2006. Über das ganze Jahr hinweg gesehen, war es mit 711.000 Arbeitslosen weniger der größte Rückgang seit Bestehen der Bundesrepublik. Auch die Zahl der Erwerbstätigen befindet sich mit über 39 Millionen auf dem höchsten Stand seit der Wiedervereinigung. Bei so vielen Rekorden aus den verschiedensten Blickwinkeln der Statistik, ist man letztendlich doch froh, dass der Aufschwung endlich den Arbeitsmarkt erreicht hat.
Im Rausch der guten Nachrichten ist gestern eine Sendung auf RTL untergegangen, die eine ganz andere Realität gezeigt hat. Wenn man zuvor die Nachrichtensendungen verfolgt hat, muss man sich gefragt haben, zu welchem Zeitpunkt die neue Doku-Soap „Die Arbeitsbeschaffer“ gedreht wurde. Das müssen gefühlt gleich Jahre gewesen sein. In der gestrigen Folge ging es darum, dass ein motivierter privater Arbeitsvermittler die Familie Jahn aus Halle ins Arbeitsleben zurückholen wollte. Das Problem der Familie hat der Autor des Spiegel-online Artikels Reinhard Mohr treffend auf den Punkt gebracht: „Eine nett eingerichtete Wohnung im Hallenser Plattenbau, in der sich die inzwischen auch im Osten üblich gewordene Patchwork-Familie den Tag vertreibt. Das Problem: Niemand hat Arbeit oder einen Ausbildungsplatz. Seit 2001 geht das nun schon so, und vor allem bei Vater Rainer Jahn haben sich jahrelange Kränkung, Passivität und Perspektivlosigkeit tief ins Gesicht eingegraben.“
Es ist wirklich unglaublich, wie es RTL gelungen ist, die tollen Nachrichten der Bundesagentur für Arbeit ad absurdum zu führen. Die neugewonnene Euphorie weicht Entsetzen und Wut über soviel Tristesse und sich Ergeben in seinem Schicksal. Am Ende kann man froh sein, dass es dem engagierten Arbeitsvermittler gelingt, der Tochter einen Ausbildungsplatz zu ermöglichen. Das Bild, mit welchem sich die Familie Jahn gestern in Köpfen vieler Menschen manifestiert hat, wird auch mit weiteren positiven Nachrichten über Jahre hinweg nicht vertreiben lassen.