Proteste in Ägypten: Eskalation und Verweigerung
Das Volk will den Militärrat absägen, der weigert sich und plädiert für eine geregelte Wahl, die sich hinziehen kann. Nach den schockierenden Eskalationen der letzten Tage muss man sich auch die Frage stellen, wie groß die Veränderungen in Ägypten wirklich waren.
Massenproteste, Schüsse in die Menge, sexuelle Misshandlung von Frauen – die derzeitige Situation in Ägypten sieht nicht nach einer Umkrempelung der Regierung nach Hosni Mubaraks Absetzung aus, sondern vielmehr nach denselben Problemen, nur konzentrierter.
Frauen sind nicht mehr sicher
Nach den Berichten der Journalistin Mona Eltahawy, die u.A. für den Guardian schreibt, ließen die Polizisten sie nach ihrer Festnahme erst frei, als klar war, dass sie eine doppelte Staatsbürgerschaft besaß. Zur Zeit ihrer Gefangennahme wurde sie geschlagen und sexuell missbraucht, das berichtete sie über ihren Twitter Account. Weiblichen Journalisten riet sie davon ab, in Ägypten berichten zu wollen, zu gefährlich sei es mittlerweile für Frauen geworden.
Auch die Demonstranten sahen sich in den letzten Tagen einer Welle der Polizeigewalt entgegen, mindestens 41 Menschen starben bei den Eskalationen, über 200 wurden verletzt.
Grund ist die Weigerung des Militärrats, Platz für eine zivile Regierung zu machen, dieser weigerte sich bis jetzt, die Präsidentschaftswahl zu beschleunigen, insbesondere Militärratschef Hussein Tantawi, der vorher Mubaraks Vizepräsident war und von diesem als Vertreter auserkürt wurde, nachdem Mubarak sich absetzte.
Tantawi spricht zum Volk
Am 22.11. trat Tantawi in einer seiner sehr spärlich gesäten Pressekonferenzen auf und gab bekannt, dass das Militär nicht die Macht an sich reißen wollte und dass die Übergangsregierung verkürzt werden sollte, wenn es das ist, was das Volk will.
Die angekündigten Parlamentswahlen zur Übergangsregierung sollen demnach statt finden, allerdings nach Plan, was bedeutet, dass noch Monate ins Land ziehen können, bis sie beendet werden. Genau das macht dem Volk Angst, das befürchtet, die Präsidentschaftswahl würde sich bis 2013 hinziehen und währenddessen dem Militär weiterhin die Befehlsmacht lassen.
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