Olympia-Boykott wegen Tibet-Konflikt
Aufgrund des Tibet-Konflikts kommt für immer mehr Athleten ein Olympia-Boykott in Frage. Der nur wenige Monate vor den Olympischen Spielen ausgebrochene Konflikt, in dem China wieder einmal die fehlende Kompromissbereitschaft und die eigene Gewaltbereitschaft unter Beweis stellt, könnte zum Stolperstein für festliche Spiele mutieren.
Ähnliche Überlegungen gab es zuletzt bei den Olympischen Spielen in Moskau 1980, wo kein US-Athlet an den Spielen teilnahm sowie den Olympischen Spielen in Los Angeles, wo zahlreiche Athleten des Ostblocks fehlten. Hintergrund damals war der Kalte Krieg und eine entsprechende Nichtwürdigung der gegnerischen Seite.
Der Tibet-Konflikt, der am Freitag mit gewaltsamen Protesten seinen vorläufigen Höhepunkt gefunden hatte, ist zurückzuführen auf die Besetzung des Landes durch China im Jahr 1959. Die Zugehörigkeit Tibets zu China ist von keinem Staat der Welt auf diplomatischer und politischer Ebene je in Frage gestellt worden. Allerdings wird vielerorts das gewaltsame Vorgehen Chinas scharf verurteilt und am Wochenende kam es zu ersten Demonstrationen in Deutschland. China macht in den Nachrichten den geistlichen Führer Tibets, den Dalai Lama, für die Unruhen verantwortlich, obwohl dieser sich bereits deutlich davon distanziert und zum Gewaltverzicht aufgefordert hatte. Bis zum heutigen Montag hat China alle Ausländer in Tibet aufgefordert, um noch organisierter gegen die Demonstranten vorgehen zu können.
Ein Olympia-Boykott wäre ein symbolisches Mittel, um China zu einer friedlichen Lösung des Konfliktes aufzufordern. Allerdings haben sich führende Vertreter der Politik bereits von einem möglichen Olympia-Boykott distanziert. So äußerste sich Bundeskanzlerin Merkel auf tagesschau.de wie folgt: „Ich halte nichts von einem Olympia-Boykott. Ein solcher Schritt verschärfe die Situation in China und bewirke damit das Gegenteil der erwünschten Entwicklung.“ Ähnlich sieht es auch Bundesinnenminister Schäuble: „Der Sport kann seine Wirkung nur entfalten, wenn die Olympischen Spiele stattfinden.“ Auch das Internationale Olympische Komitee (IOC) sehe in einem Boykott eher eine Bestrafung der Athleten, als ein politisches Signal.
Letztendlich stellt sich die Frage, ob die Vergabe der Olympischen Spiele nach Peking nicht zu voreilig gewesen war. Der Konflikt sowie die zahlreichen menschenrechtlichen Verletzung waren den Verantwortlichen bekannt und die Absicht, diese mit Hilfe der Olympischen Spiele zu verändern dürfte sich wohl nicht bewahrheiten.