Nach 25 Jahren deutscher Einheit: Ost und West im Vergleich
Ist wieder zusammengewachsen, was zusammengehört? Das Zitat des Ex-Bundeskanzlers Willy Brandt kann man nach einem Vierteljahrhundert zumindest teilweise nachprüfen. Eine kürzlich erschienen Studie macht es möglich.
25 Jahre „blühende Landschaften“: Was ist seitdem passiert?
Eine umfangreiche Studie des Berliner Instituts für Bevölkerung und Entwicklung ist dieser Frage nun nachgegangen. Herausgekommen ist dabei so einiges, was Ahnungen und Vorurteile zu bestätigen scheint, und anderes, was überrascht. Wenig überraschen allerdings dürfte die Tatsache, dass nur sechs der 500 reichsten Deutschen in den neuen Bundesländern leben. Weitere haben in Berlin ihr Zuhause, allerdings vornehmlich im Westteil der Hauptstadt. Außerdem stellt die Studie fest, dass viele West-Regionen boomen – im Gegensatz dazu ist der Wohlstand im Osten in den letzten zwei Jahrzehnten kaum gewachsen. Dazu passen auch die Präferenzen beim Automobil: Im Westen fährt man im BMW vor, während im Osten der Republik der Skoda vor der Haustür steht.
Totgeglaubte leben länger: Überlebenskünstler Sozialismus
Was eigentlich viele überraschen müsste, ist die Hartnäckigkeit und der Erfolg der sozialistischen Parteien und Ideen. Während kurz nach der Wende der DDR-Sozialismus und die SED politisch ausgedient hatten, haben ihre Nachfolger in den letzten zwei Jahrzehnten ein bemerkenswertes Revival hingelegt: Die Linke ist in den fünf neuen Bundesländern heute eine Volkspartei, und auch in westdeutschen Landtagen ist die Partei seit geraumer Zeit vertreten.
Gemeinsames Phänomen: Single-Haushalte
Die Deutschen leben heute eher allein: Die Zahl der Single-Haushalte hat im Osten wie im Westen zugenommen. Auffallend hoch ist die Anzahl der Single-Haushalte in den Metropolen. Im Osten ist dieser Effekt vermutlich auf den Männerüberschuss und einem frühen Verlasen des Elternhauses zurückzuführen: Es sind vornehmlich die 35 bis 55-jährigen Männer, die dort alleine leben.
Bei den Themen Alkohol und Nikotin ist die ostdeutsche Jugend auf dem ersten Platz, wenn es ums Rauchen geht – allerdings geht in ganz Deutschland der Konsum von Nikotin weiter zurück. Der Alkohol hingegen ist nach wie vor in beiden Teilen der Republik beliebt, wobei im Osten die meisten Menschen an Alkoholmissbrauch sterben.
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