Monster-Maus
In Südamerika wurde der Schädel eines Riesennagetiers gefunden, das vor Jahrmillionen in der Gegend des heutigen Uruguay lebte.
Bruce Chatwin suchte in Patagonien vergeblich nach den Spuren eines prähistorischen Riesenfaultiers. Von dessen Existenz war der britische Schriftsteller allerdings fest überzeugt: Immerhin besaß er selbst ein Stück Fell; ein Familienerbstück.
Einen nicht weniger aufregenden Fund machten vor Kurzem die Naturwissenschaftler Andrés Rinderknecht und Ernesto Blanco vom Naturhistorischen Museum in Montevideo: Wie sie in „Proceedings of the Royal Society“ berichten, entdeckten sie an den Ufern des Rio de la Plata den Schädel eines Riesennagers. Das Fundstück ist 53 Zentimeter lang. Einer groben Schätzung zufolge mag das Mäuschen zwischen 500 Kilogramm und zwei Tonnen gewogen haben. Damit würde es sich um das größte bislang bekannte Nagetier handeln. Die Forscher stuften ihre Entdeckung als unbekannte Art in der Familie der Dinomyidae ein. Die Riesenmaus lebte vermutlich vor zwei bis vier Millionen Jahren. Aufgrund der Backenzähne, die auf eine schwache Kaumuskulatur schließen lassen, gehen die Wissenschaftler davon aus, dass Josephoartigasia monesi – so tauften sie ihren Fund – ein Pflanzenfresser war.
Würde Chatwin noch leben, er wäre wohl längst an den Ufern des Rio de la Plata – wer weiß, ob sich im schlammigen Grund des Flusses nicht die Gebeine seines Riesenfaultiers finden ließen?