Kleinanleger finanzieren bei Crowdinvesting direkt
Düsseldorf – In Zeiten von Mini-Zinsen halten Anleger zunehmend Ausschau nach lukrativen Anlagemöglichkeiten. Vielen erscheint Crowdinvesting attraktiv.
«Crowd» heißt übersetzt «Schwarm». Es geht um Investitionen, die durch eine große Anzahl von kleinen Beträgen über spezielle Internetplattformen finanziert werden.
«Plant ein Anbieter, zum Beispiel ein Start-Up, eine kostenintensive Investition, kann er versuchen, das nötige Kapital über Crowdinvesting zu erhalten», erklärt Ralf Scherfling von der Verbraucherzentrale NRW in Düsseldorf.
Der Mindestbetrag liegt bei manchen Plattformen bei zehn Euro, bei einigen sogar nur bei fünf Euro. Finanziert werden damit nicht nur Start-Ups, sondern auch mittelständische Unternehmen, Immobilien sowie gezielt Projekte aus bestimmten Branchen wie etwa dem Energiesektor oder der Filmbranche.
Konstante Rendite nicht immer zu erwarten
Der Ertrag scheint vielen Anlegern verlockend. Oft gibt es mehr als fünf Prozent Rendite pro Jahr. «Allerdings ist eine jährlich konstante Rendite nur bei etablierten Unternehmen und klassischen Immobilieninvestments zu erwarten», sagt Professor Ingrid Größl, Vorstand des Instituts für Finanzdienstleistungen (iff) in Hamburg.
Der Grund für die vergleichsweise hohe Rendite: Das Risiko bei Crowdinvesting ist im Schnitt höher als bei herkömmlichen Anlagen. Scheitert das zu finanzierende Projekt, verlieren Anleger ihr Geld ganz oder zumindest teilweise.
Brigitte Mayer von der Verbraucherzentrale Hessen macht als Ursachen für diesen Zuwachs neben dem Niedrigzinsumfeld auch einen gewissen Spieltrieb aus. «Crowdinvestitionen sind eine Spielerei und weniger eine Geldanlage oder eine solide Altersvorsorge», sagt sie.
Auch mit Sparplan können kleine Beiträge fließen
Das Argument, dass selbst Mini-Summen von Anlegern willkommen sind, zieht aus Scherflings Sicht nicht. «Wer sich mit kleinen Beträgen an Unternehmen beteiligen möchte, kann dies alternativ schon heute über geeignete Investmentfondssparpläne realisieren, ohne das Risiko eines Totalverlustes zu haben», betont er.
Interessiert sich ein Anleger dennoch für Crowdinvesting, sollte er das konkrete Projekt genau unter die Lupe nehmen. Im Blick sollte er vor allem haben, ob Kosten und Risiken transparent dargestellt werden, wie hoch die Kosten sind und als wie realistisch der Anleger den Zeitplan und die Prognosen zu Gewinnen und Renditen einstuft, empfiehlt Scherfling. Zusätzlich stellt sich die Frage, was mit dem Geld passiert, wenn die für das Projekt nötige Mindestsumme nicht eingesammelt wird.
Anleger können Risiko streuen
Anleger können zudem das Risiko streuen, indem sie in unterschiedliche Unternehmen und Branchen investieren. «Klein halten sollte man wegen ihrer noch nicht gefestigten Stellung am Markt Start-Ups, groß hingegen Immobilien», rät Größl. Eine Ausnahme sind ihr zufolge Immobilienentwicklungsprojekte, sie sind sehr riskant.
«In jedem Fall muss es ein Vermögensanlagen-Informationsblatt geben, das Anleger zwingend lesen sollten, bevor sie investieren», betont Mayer. Darin wird das zu finanzierende Projekt beschrieben und Kosten und Provisionen offengelegt. Auch Laufzeiten und Kündigungsfristen sind festgelegt. «Anleger sollten auf klare Formulierungen achten», so Mayer. Im Zweifelsfall gelte: Besser die Finger von dem Projekt lassen, als es zu finanzieren.
Fotocredits: Inga Kjer,Piotr Banczerowski,Verbraucherzentrale NRW
(dpa/tmn)