Kinderarmut: Jeder fünfte Heranwachsende betroffen
In Deutschland lebt etwa jeder fünfte Minderjährige in Armut. Zu diesem Ergebnis gelangten Forscher nach der Auswertung der Daten aus dem Mikrozensus. Besonders auffällig: In bestimmten Städten und Bundesländern gibt es vermehrt in Armut lebende Kinder.
Viel Armut in den neuen Bundesländern
Die Forscher haben bei ihrer Recherche große regionale Unterschiede in Bezug auf Kinderarmut festgestellt. In den Großstädten Bremen, Berlin, Düsseldorf und Leipzig tritt Kinderarmut gehäuft auf. Genauso wie in den Bundesländern Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern.
Laut den Auswertungen leben in Bremen 33 Prozent der Kinder in armen Haushalten, in Sachsen-Anhalt 29 Prozent. Wissenschaftler sehen einen Haushalt als arm an, wenn weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens zur Verfügung stehen. Hat eine Familie in Deutschland mit zwei Kindern unter 14 Jahren weniger als 1926 Euro netto im Monat zur Verfügung, steht sie derzeit an der Schwelle zur Armut.
Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Berlin und Sachsen sind ohnehin diejenigen Bundesländer, welche eine hohe Armutsgefährdungsquote aufweisen. 2014 lagen diese Werte zwischen 24,1 Prozent (Bremen) und 18,5 Prozent (Sachsen). Nordrhein-Westfalen belegt mit 17,5 Prozent einen mittleren Platz im Ranking der Armutsgefährdung, die Landeshauptstadt Düsseldorf hat dennoch mit Kinderarmut zu kämpfen.
Weniger Armut in Süddeutschland
Auffällig wenig von Armut bedrohte Kinder fanden die Forscher in Oberbayern, der Oberpfalz und Tübingen. Hier beträgt der Anteil von in Armut lebenden Kindern rund zehn Prozent. Dass es weniger arme Kinder im Süden Deutschlands gibt, ist kaum verwunderlich: Die Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg belegen mit 11,5 beziehungsweise 11,4 Prozent die letzten beiden Plätze im Ranking und sind damit am wenigsten von Armut bedroht.
Kinderarmut in Deutschland könnte spürbar steigen
Forscher Eric Seils, der auch an der Studie beteiligt war, warnt vor einer Steigerung der Kinderarmut in Deutschland. Er vermutet, dass mit zunehmender Zuwanderung hierzulande auch immer mehr Kinder in Armut leben müssen. Wer aus dem Mittleren und Nahen Osten sowie aus Serbien oder Afrika nach Deutschland migriere, hätte oft Schwierigkeiten eine Erwerbstätigkeit zu finden. Hohe Arbeitslosigkeit und ein hoher Anteil an Mini-Jobbern bei dieser Bevölkerungsgruppe würde die Kinderarmutsquote in Deutschland steigen lassen.
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