Islamische Anleihen: „Zinslose“ Geldanlage
Eine islamische Anleihe, auch Sukuk genannt, ist eine Anleihe, bei der keine Zinsen auf das angelegte Kapital gezahlt werden. Obwohl für unsere westliche Welt undenkbar, ist dieses Modell fester Bestandteil des islamischen Bankwesens.
Die islamische Anleihe geht auf das islamische Recht (die Scharia) zurück, die es laut verbreiteter Interpretation verbietet, Zinsen zu erheben oder anzunehmen. Streng genommen kann ein Moslem demnach weder verzinste Kredite noch Hypotheken in Anspruch nehmen, eine islamische Bank darf keine verzinsten Kredite vergeben.
Das islamische Recht erlaubt Gewinnverteilung
Islamische Anleihen stehen aber im Einklang mit dem islamischen Recht, da dieses es sehr wohl erlaubt, Gewinne zu verteilen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Anleihen sind islamische Anleihen größtenteils mit Immobilien, Grundstücken oder Ähnlichem unterlegt. Im Unterschied zur gewöhnlichen Anleihe werden die Gläubiger der islamischen Anleihe zu wirtschaftlichen Eigentümern einer Immobilie oder eines sonstigen Wirtschaftsguts und erhalten als solche statt Zinsen eine Leasingzahlung.
Verzinste Anleihe über Umwege
Sachsen-Anhalt war 2004 das erste Land in Europa, das solche Banktipps beherzigte und das eine islamische Anleihe, fällig 2009, auflegte. Die Anleihe übertrug die Nutzungsrechte an Immobilienvermögen Sachsen-Anhalts auf eine Stiftung in den Niederlanden. Das Land Sachsen-Anhalt erhielt dafür eine einmalige Zahlung, die Stiftung vermietete ihrerseits die Immobilien an das Land Sachsen-Anhalt zurück. Die jährlichen Mietzahlungen entsprachen somit den Zinszahlungen einer normalen Anleihe. Am Ende der Laufzeit erwarb Sachsen-Anhalt die Nutzungsrechte der Immobilien durch einmalige Rückzahlung der Summe aus dem Jahre 2004 zurück. Hinter dem Deal stand ein islamischer Investor, an den die Summe am Ende weitergeleitet wurde. Über Umwege hatte er also eine verzinste Anleihe erworben.