E-Scooter ist umweltschädlicher als das Fahrrad
Berlin – Elektro-Tretroller machen den Verkehr in den Innenstädten nach Einschätzung des Umweltbundesamts bisher kaum umweltfreundlicher – und wären in Außenbezirken besser aufgehoben.
«Die gefahrenen Strecken sind meist sehr kurz und können regelmäßig auch zu Fuß, mit Bus, Bahn oder Fahrrad bewältigt werden», sagte UBA-Präsidentin Maria Krautzberger. Im Vergleich zum Fahrrad seien sie die «deutlich umweltschädlichere» Variante.
Am Stadtrand wäre Nutzen größer
Hilfreicher wäre es, wenn Verleih-Anbieter die Fahrzeuge in Außenbezirken aufstellen würden, sagte Krautzberger. «Hier kann es durchaus sinnvoll sein, die zu lange Strecke zu Bus oder Bahn schnell mit dem E-Scooter anstatt mit dem Auto zu überbrücken.» Auch der Deutsche Städte- und Gemeindebund hatte jüngst kritisiert, dass am Rand von Großstädten oft keine Leihroller verfügbar seien.
In einem Papier, dass das Umweltbundesamt (UBA) nun ins Netz stellte, heißt es: «Wird der E-Scooter anstatt der eigenen Füße oder des Fahrrades benutzt, ist das schlecht für Umwelt und Gesundheit.» Der Umwelt helfe es, wenn der Umstieg vom Auto auf öffentlichen Nahverkehr erleichtert und das eigene Auto überflüssig werde. «Diese Art der Nutzung scheint bisher jedoch nur auf einen geringen Anteil der Nutzenden zuzutreffen.»
Studien dazu, für welche Wege E-Scooter genutzt würden und ob sie Pkw oder Motorräder ersetzten, lägen bisher für Deutschland nicht vor, heißt es weiter. Erste Zahlen aus Berlin ließen aber vermuten, dass die Wege im Schnitt etwa zwei Kilometer lang seien. Eine Umfrage in Paris habe ergeben, dass 85 Prozent der Nutzer ohne Roller zu Fuß gegangen wären, öffentlichen Nahverkehr oder das Rad genutzt hätten.
Seit Monaten streiten Befürworter und Gegner über die seit Juni in Deutschland zugelassenen E-Tretroller. Dabei geht es oftmals auch um zugeparkte Gehwege, verstopfte Radwege oder betrunkene Fahrer, aber auch um Umweltfragen.
E-Scooter sollten bestimmte Umweltkriterien erfüllen
Das UBA setzt sich auch kritisch mit der Herstellung und Lebensdauer der Akkus, dem Strombedarf und der Logistik hinter den Leihrollern auseinander. Die Behörde bringt den Vorschlag ins Spiel, dass Kommunen nur E-Scooter zum Verleih genehmigen könnten, die bestimmte Umweltkriterien erfüllen. «Dazu zählen die Austauschbarkeit der Akkus, die Reparierbarkeit nebst Ersatzteilverfügbarkeit sowie eine lange garantierte Lebenserwartung des Akkus bzw. des E-Scooters», heißt es im Papier.
Herstellung und Lebensdauer seien für die Umweltbilanz «wesentlich». Vergleichsweise gering falle der Ladevorgang ins Gewicht – im Idealfall geschehe dies mit Ökostrom. Für eine umfassende Beurteilung der Umweltauswirkungen sei es noch zu früh. Für Pedelecs, also Elektro-Fahrräder, hat das UBA errechnet, dass nach 165 Kilometern die klimaschädlichen CO2-Emissionen der Akku-Herstellung beglichen sind, wenn man mit dem E-Bike statt mit dem Auto fährt.
UBA-Präsidentin Krautzberger betonte, dass das privat genutzte Auto in Städten das «deutlich größere Umweltproblem» sei im Vergleich zum E-Scooter – «sowohl was die Schadstoffe als auch was den Lärm angeht.» Städte müssten etwa die Zahl der Stellplätze für Autos deutlich reduzieren, auch um mehr Platz für Rad- und Fußwege zu schaffen. Im Papier der Behörde heißt es, die Bedeutsamkeit des Themas E-Scooter und ihrer Nachhaltigkeit solle «nicht überbewertet werden». In Berlin etwa kämen – Stand Juli – derzeit auf einen E-Scooter rund 270 Pkw.
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(dpa)