Die Luxusuhr als Renditeobjekt

Der Kurzreporter
von Der Kurzreporter April 8, 2020 01:58

München – Es gibt Luxusuhren, die nach kürzester Zeit schon das doppelte wert sind – eine Rendite, von der die meisten nur träumen können. Bei Banken und Sparkassen gibt es so gut wie keine Zinsen, für größere Summen müssen Sparer teilweise sogar zahlen.

Wer nicht in Aktien oder Gold investieren möchte, steckt sein Geld in Luxusgüter – warum also nicht in Uhren? Der Haken: Nur wenige Modelle bringen wirklich Geld. Ohne Marktkenntnis kann ein Investment schnell in die Hose gehen.

Nur wenig Modelle mit Wertsteigerungspotenzial

Viele Uhren auf dem Markt werden ihren Wert nicht halten können, sagt Stefan Muser, Inhaber des Auktionshauses Dr. Crott in Mannheim. «Im aktuellen Bereich – das was man so beim Juwelier kaufen kann – gibt es sehr sehr sehr wenige Modelle, bei denen ich ein Wertsteigerungspotenzial sehen würde.»

«Man kann es nur schätzen, aber 70 bis 80 Prozent der Uhren, selbst die hochwertigen Uhren aus der Schweiz und Glashütte, sind als Kapitalanlage ungeeignet», sagt auch Michael Brückner, der sich als Autor jahrelang mit Uhren und anderen Luxusgütern auseinandergesetzt hat. Die restlichen 20 bis 30 Prozent seien vor allem bestimmte Marken und Modelle, die in den vergangenen Jahren eine gute Performance erreicht haben.

Diese wenigen Marken und Modelle gelten als «Blue Chips», erklärt Muser. Dieser Begriff bezeichnet an der Börse die umsatzstarken Schwergewichte mit hohem Marktwert, was dort allerdings auch nicht vor Fehlspekulation schützt.

So teuer wie eine Eigentumswohnung

Allerdings seien solche Uhren nie günstig zu bekommen. «Das heißt im wahrsten Sinne: You get, what you pay for.» Die Top-Modelle kosten neu nicht selten so viel wie eine Eigentumswohnung.

Doch es ist gar nicht so einfach, solche Uhren im Fachhandel zu kaufen. Die Modelle seien schlecht zu bekommen und oft auf lange Zeit ausverkauft sagt Joachim Dünkelmann, Geschäftsführer Bundesverband der Juweliere. Schnell landen sie auf eBay und Co – zu einem deutlich höheren Preis. «Es gibt Modelle, die am Markt um ein Vielfaches teurer gehandelt werden als die Listenpreise der Hersteller», erläutert Dünkelmann.

Eine neue Rolex GMT Master II «Pepsi» kostet seit Januar laut Listenpreis 9000 Euro – im Internet wird sie für bis zum doppelten Preis angeboten. Bei anderen Modellen ist es ähnlich. Die «Nautilus» von Patek Philippe ist ebenfalls äußerst beliebt und nach wenigen Jahren das Doppelte wert.

Doch so einfach ist es nicht immer: «Vorauszusehen, ob aus einer Uhr etwas wird oder nicht, das schaffen nicht mal die Vollprofis», sagt Muser. Damit Uhren tatsächlich eine gute Wertanlage sind, braucht man – im wahrsten Sinne – Zeit. Oft vergehen Jahre, oder sogar Jahrzehnte, ehe eine Uhr zu einem Sammlerstück wird.

Regelmäßige Wartung wichtig

Ob eine alte Uhr wertvoll ist – oder es wird – ist vor allem von dem Erhaltungszustand abhängig. Wurde sie zwischendurch gewartet? Ist sie im Originalzustand? Bei Uhren ist es laut Muser wie bei einem Oldtimer: «Je originaler der ist – also je weniger daran rumgeschraubt wurde – desto besser wird er sich am Markt halten.»

Auch kleine technische Raffinessen, sogenannte Komplikationen wie ein Tagesdatum oder eine Chronographenfunktion, sind bei Sammlern besonders beliebt. «Grundsätzlich gilt: Je mehr Komplikationen eine Uhr hat, desto wertvoller ist sie», erklärt Brückner.

Bei jeder Luxusuhr – egal ob neu oder Vintage – geht es ums Image. Sie ist immer auch ein «Statement am Handgelenk», davon ist Michael Brückner überzeugt. Dass Uhren auch als Wertanlage gelten, sei da ein praktischer Nebeneffekt: «Manche sagen, dieser Wertsteigerungsgedanke ist eigentlich nur dazu da, das schlechte Gewissen zu kompensieren», sagt Brückner.

Auf der einen Seite ist eine Uhr ein Schmuckstück, als Wertanlage eignen sich aber fast ausschließlich Uhren ohne jeglichen Kratzer. «Wenn Sie ganz streng vorgehen wollen und kaufen Uhren ausschließlich unter dem Aspekt der Geldanlage, dann dürften Sie die eigentlich gar nicht tragen», sagt Brückner.

Für Stefan Muser sind Uhren vor allem eins: Eine Leidenschaft. Daher rät er dazu, in eine Uhr zu investieren, die Freude macht. «Noch vor 20 Jahren hat man seinen Juwelier besucht und sich ein Uhren-Modell herausgesucht welches einem Spaß bereitete.» Nahezu kein Käufer habe sich Gedanken über eine Wertsteigerung gemacht. Muser ist der Meinung, dass man genau so auch heute an die Sache herangehen sollte.

Fotocredits: Rolf Vennenbernd
(dpa)

Der Kurzreporter
von Der Kurzreporter April 8, 2020 01:58