Der Kosovo hat die Unabhängigkeit verkündet – und was jetzt?
Seit dem 17. Februar 2008 ist der Kosovo für einen Teil der Staatengemeinschaft ein unabhängiges Land.
Die Unabhängigkeitserklärung folgte einer langen Periode der Verwaltung durch die UN, nachdem der Kosovo im Kosovokrieg 1999 der Kontrolle Serbiens durch Militärgewalt entzogen worden war.
Das Problem ist jetzt, dass Russland, China und natürlich Serbien selbst die Unabhängigkeit des Kosovo nicht anerkennen wollen. Unter den im Kosovo lebenden Serben kam es im letzten Monat zu gewalttätigen Ausschreitungen gegen die UN und die KFOR Schutztruppen. Sie forderten die Wiedereingliederung des Nord-Kosovo in Serbien. Im Nord-Kosovo leben nämlich mehr Serben als Albaner, deswegen ist da das Potential für Zusammenstöße besonders groß.
Die Serben haben auch allen Grund, sich für eine Wiedereingliederung stark zu machen. Schließlich müssen sie Racheaktionen von wütenden Albanern befürchten. Die damals jugoslawische Regierung hatte Ende der 90er eine ethnische Säuberungsaktion gegen die albanische Bevölkerung durchgeführt, wegen der dann die NATO in den Kosovokrieg eingriff.
Ich weiß nicht – wenn ich Albaner wäre, und die Leute, die vor knapp zehn Jahren meine Eltern umgebracht haben, gehen wütend auf die Straße und zünden die Städte an, weil sie sich ungerecht behandelt fühlen… ich weiß wirklich nicht, wie ich da reagieren würde.
Unreflektiere Gedankenspielchen außenstehender Blogger mal außen vor gelassen, ist die Situation für Europa ein Prüfstein gigantischen Ausmaßes. Hier muss ein neuer Staat über kurz oder lang integriert und die Mission der KFOR ohne weiteres Blutvergießen über die Bühne gebracht werden.
Wenn die Souveränität des Kosovo unter den chaotischen Vorzeichen, unter denen sie gestartet worden ist, geschützt und verfestigt werden kann, erst dann kann man von einer Festigung der Lage auf dem Balkan sprechen.