Der Arbeitsmarkt in Deutschland kann sich im EU-Vergleich sehen lassen

Der Kurzreporter
von Der Kurzreporter April 30, 2016 15:45

Der Arbeitsmarkt in Deutschland kann sich im EU-Vergleich sehen lassen

Nun ist es raus: Deutschlands Arbeitsmarktpolitik ist auf einem guten Weg. Das bescheinigt eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung. Innerhalb der EU sind nur die Skandinavier besser. Ihnen gelingt, laut Studie, sogar eine hohe Beschäftigungsquote bei gleichzeitig hoher Jobsicherheit und relativ geringen Lohnunterschieden. Südeuropa hat dagegen noch einen weiten Weg vor sich.

Immer auf dem Sprung

Die EU hat sich das Ziel gesteckt, bis 2020 eine Beschäftigungsquote von 75 Prozent zu erreichen. Deutschland liegt nach der Studie bei 73,3 Prozent, während der EU-Durchschnitt bei 64,1 Prozent liegt. Laut Bertelsmann-Stiftung zeichnet sich ein erfolgreicher Arbeitsmarkt durch eine hohe Flexibilität und Durchlässigkeit aus. Danach können befristete Arbeitsverträge ein Sprungbrett in eine dauerhafte Beschäftigung sein. Davon gibt es in Deutschland 13,1 Prozent. Dieser Wert liegt knapp unter dem EU-Schnitt. 36,3 Prozent dieser Verträge gehen in eine dauerhafte Beschäftigung über, in Frankreich beispielsweise nur zehn Prozent. Nur Schweden und Norwegen stehen besser da, als Deutschland. Das eine Land liegt knapp unter dem Ziel, das andere knapp darüber. Dabei gelingt dies bei einem hohen Kündigungsschutz und relativ geringen Lohnunterschieden.

Befristete Arbeitsverträge sind kein Allheilmittel

Die Bertelsmann-Stiftung weist darauf hin, dass befristete Beschäftigungen nur bedingt die Durchlässigkeit der Arbeitsmärkte unterstützen. Sie können zwar den Zugang zum Arbeitsmarkt erleichtern, führen aber auch zu instabilen Beschäftigungsverhältnissen. Eine Folge kann eine Teilung des Arbeitsmarktes sein, der nur geringe Aufstiegschancen bietet. Auch gesamtwirtschaftlich ist diese Entwicklung nicht wünschenswert, da sowohl auf Arbeitgeber, wie auf Arbeitnehmerseiten die Motivation nicht besonders hoch ist. So müssen Reformen des Kündigungsschutzes mit Investitionen in Aus- und Weiterbildung und in eine aktive Arbeitsmarktpolitik miteinander verbunden werden. Der Übergang aus der Arbeitslosigkeit in eine Beschäftigung muss leichter werden, darin liegt Deutschland unter dem EU-weiten Durchschnitt.

Von allem ein bisschen

Eine solide Basis ist geschaffen. Jetzt gilt es eine Balance zu finden, zwischen flexibleren Arbeitsverträgen und Sicherheit für die Arbeitnehmer. Zur Marktwirtschaft muss also wieder das Soziale. Wenn die Kündigung einfacher sein soll, muss auch die Einstellung leichter sein. Außerdem muss es eine effektive Arbeitslosenunterstützung geben. Und ganz sicher ist ein Mentalitätswechsel in Bezug auf Arbeitslosigkeit wünschenswert. Gerade in Deutschland ist es schwer, aus der Arbeitslosigkeit heraus eine Anstellung zu finden.


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