Armut in Deutschland
Die Bundesrepublik ist die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt. Die täglich eingenommenen Summen an Geld sollten es eigentlich unmöglich machen, dass hier Menschen jenseits des Existenzminimums leben müssen. Dem ist jedoch leider nicht so.
Trotz allen Wohlstands ist unsere Gesellschaft mit Armut konfrontiert.
In den vergangenen Jahren stieg diese, den Profiten der Konzerne zum Trotz, weiter an.
Die Kluft zwischen arm und reich wird immer größer, der Mittelstand ist am Aussterben.
Der OECD-Studie zufolge ist diese Entwicklung nicht der „Reformierung“ des Arbeitsmarktes geschuldet, sondern basiert auf Konjunkturschwächen und der Veränderung in der Zusammensetzung deutscher Haushalte und Lebensgemeinschaften.
Diese Argumentation soll also die haarsträubende Sozialpolitik der letzten Jahre legitimieren: der Bürger ist selbst schuld.
„Die einseitige Steuer- und Arbeitsmarktpolitik der letzten Jahre hat die Vermögenskonzentration in den Händen weniger erst richtig auf die Spitze getrieben“, sagt DGB-Vorstandsmitglied Claus Matecki.
Als arm gilt, wer weniger als die Hälfte des durchschnittlichen Einkommens der Bevölkerung in einem Land bezieht. Besonders betroffen von Armut sind Kinder. Die Armutsquote stieg in Deutschland zwischen 1995 und 2005 von elf auf 16 Prozent – das muss man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen.
Bei den Schuldnerberatungen gab 2007 jeder dritte Ratsuchende an, Arbeitslosigkeit sei Ursache für seine Überschuldung. Drei Millionen deutsche Haushalte sind überschuldet, meldetet die Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung. Weitere 1,2 Millionen seien von Zahlungsunfähigkeit bedroht.
Da verdienen Bankvorstände in 44 Tagen soviel wie ein durchschnittlicher deutscher Handwerker in 45 JAHREN, also seinem gesamten Arbeitsleben (so errechnete es ein Leser der Berliner Zeitung), während Hartz IV und das deutsche Sozialsystem es dem kleinen Bürger (der nicht zu Sozialbetrug neigt und um die Geheimnisse der Geldschneiderei weiss) schwer machen, überhaupt aus den roten Zahlen zu kommen.
Den unsozialen Charakter dieser Gesellschaft zeigt die Tatsache, dass überhaupt ein Mensch – mit oder ohne Arbeit – bei uns in Armut lebt, während andere nicht durch ihrer Hände Arbeit, sondern aufgrund von Kapitalbesitz enorme Reichtümer anhäufen können.
Die Bundesrepublik war nie ein sozial gerechter Staat und wird es vermutlich auch zukünftig nicht sein; vielleicht gibt es DEN sozialen Staat auch gar nicht, vielleicht ist er eine reine Utopie.
Doch solange das Privateigentum an Kapital die Wirtschaftsordnung gestaltet, wird es in der Gesellschaft immer ein ungleichmäßiges (und ungerechtes) Oben und Unten geben.
Aufgabe der Politik eines Möchtegern-sozialen-Staates sollte es daher sein, die Kluft zwischen Arm und Reich zu verkleinern. Im Bankensektor sollte man beginnen und vielleicht ist ja die Beschränkung der Managergehälter ein erster Schritt, ein zweiter sollte konsequenter Weise die Einführung eines Mindestlohnes insbesondere im Hinblick auf Leiharbeit sein.
Warum werden nicht endlich die Steuerlasten gerecht verteilt, hohe Einkommen stärker besteuert als geringere? Warum geschieht dies nicht auch bei Unternehmensgewinnen und Erbschaften, zugunsten eines höheren Hartz IV- Satzes für Kinder?
Warum ist Gerechtigkeit im Munde von Politiker nurmehr eine leere Floskel?
Der Sozialverband VdK bringt es auf den Punkt:
„Die Menschen stellen sich die Frage, warum zur Sanierung der Banken innerhalb kürzester Zeit 500 Milliarden Euro mobilisiert werden können, für ein wirkungsvolles Programm zur Armutsbekämpfung aber nur die Ablehnung unter Hinweis auf die Haushaltssanierung erfolgt“.
DARAUF hätte ich auch gerne endlich eine Antwort.