Anonymous: Die Hacker mit der Maske
Das Kollektiv Anonymous erlangte in der letzten Zeit sehr viel mediale Aufmerksamkeit und Beachtung. Handelt es sich dabei um politische Aktivisten und Weltverbesserer oder um eine bösartige Hacker-Gruppierung? Ihr Erfolg scheint bisher ungebrochen.
Um Anonymous zu beschreiben, ist die Begrifflichkeit „Hacker-Gruppierung“ wohl nicht ganz richtig. Das Kollektiv geht zurück auf die Kommunikation innerhalb eines sogenannten „Imageboards“ im Internet. Innerhalb dieses Internetforums wurde, bei nicht gesetztem Benutzernamen, automatisch „Anonymous“ als Nickname eingestellt. So kam es zum Namen der Gruppierung, die der Öffentlichkeit durch zahlreiche Demonstrationen in der Vergangenheit bekannt ist.
Die Maskierung von Anonymous
Bei den Demonstrationen treten die Teilnehmer stets maskiert auf. Die Masken sind identisch mit der des Filmhelden aus „V wie Vendetta“. In dem Film, welcher auf einer Comic-Serie des Autors Alan Moore basiert, kämpft der Titelheld gegen eine fiktive Partei in einem faschistischen England Ende der 90er Jahre. Auch das Kollektiv von „Anonymous“ sieht sich als Vertreter der Freiheit und der Menschenrechte. Sie kämpfen gegen die Zensur des Internets und das Eingreifen staatlicher Behörden sowie der Politik in ebendieses. In der Vergangenheit zeichnete sich Anonymous durch zahlreiche Angriffe auf staatliche Internetserver aus.
Anonymous und Scientology
Weltweite mediale Aufmerksamkeit erreichte die Gruppierung durch das Projekt „Chantology“, welches sich gegen Scientology richtet. Aus Sicht von Anonymous versucht die Sekte gezielt, kritische Websites und negative Presse aus dem Internet zu verbannen. Scientology ist bekannt für die sogenannte „Fair Game Policy“. Was so positiv klingt, meint das gezielte Terrorisieren von Gegnern und Betreiber kritischer Websites mit Klagen – sei die Aussicht auf Erfolg vor Gericht noch so klein. Vornehmlich geht es der Sekte bei den kostspieligen Gerichtsverfahren darum, die Kritiker mundtot zu machen. Die Maskierung von Anonymous bei öffentlichen Demonstrationen dient auch dem Zweck, sich vor diesen Klagen der Sekte zu schützen.
Ziele von Anonymous
Andere Ziele virtueller Angriffe waren neben Scientology und zahlreichen staatlichen Internetseiten auch Geldinstitute wie Visa, Mastercard und PayPal, aber beispielsweise auch das große Elektronikunternehmen Sony. Nach der Atomkatastrophe in Japan griffen Mitglieder des Kollektivs Unternehmen an, die mit Atomkraft ihr Geld verdienen.
Neben den Hacking-Angriffen und gezielten Internetkampagnen auf Plattformen wie YouTube sind die Demonstrationen eine weitere wichtige Taktik des Kollektivs. Die Mitglieder sind lediglich über das Internet, ohne jegliche Art von Hierarchie oder Organisation miteinander verbunden. Sie sehen sich als Aktivisten, die für die Freiheit des Internets, Menschenrechte und die persönliche Freiheit des Individuums kämpfen. Um diese neue Art des Protests zu umschreiben, kam in den Medien der Begriff „Hacktivists“ auf – Eine Zusammensetzung aus den englischen Begriffen „Hacker“ und „Activists“.
Mediale Aufmerksamkeit und Anonymisierung
Die mediale Aufmerksamkeit des Kollektivs ist sicherlich groß. Durch gezielte und vorteilhafte Nutzung des Internets sowie die Anonymisierung der Mitglieder sowohl im virtuellen Raum als auch in der Realität schaffen sie es, das Interesse der Öffentlichkeit auf sich zu ziehen. Ein Ende scheint dabei nicht in Sicht, und so wird man sicherlich auch in Zukunft weiterhin viel von Anonymous hören. Aus einer losen Gruppierung von Hackern entstand eine regelrechte Jugendbewegung, frei von jeglicher Art von Gewalt.