Gut sparen: Das Ziel bestimmt die Strategie
Mannheim – Gerade erst hat die Europäische Zentralbank (EZB) beschlossen: Der Leitzins bleibt bei null Prozent. Was also tun, wenn am Monatsende noch etwas übrig ist?
Das Geld lieber ausgeben, den Betrag stehen lassen oder die Summe sparen? Wer sich für Letzteres entscheidet, hat mehrere Optionen. Wie das Geld angelegt werden kann, hängt vor allem davon ab, wie viel Zeit zur Verfügung steht. Ein Überblick:
– Kurzfristig sparen: Wer zur Not jederzeit an sein Geld herankommen will, muss flexibel bleiben. «Dann kann er sich ein Tagesgeldkonto anschaffen», sagt Prof. Martin Weber von der Universität Mannheim. Tagesgeldkonten sind, wenn die jeweilige Bank dem europäischen Sicherheitssystem angeschlossen ist, sicher und in der Regel kostenlos. Der Bankkunde kann jederzeit Geld abheben, Sparbeiträge anpassen oder auch aussetzen. Die Verzinsung des Guthabens ist derzeit allerdings eher gering.
Eine andere Möglichkeit sind Sparpläne: «Aktienfondssparpläne sind riskanter als ein Tagesgeldkonto, dafür aber mit höheren Renditechancen und derselben Flexibilität ausgestattet», erklärt Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Bremen.
Aber: Es kann zu Kursverlusten kommen. Anleger sollten also genügend Rücklagen haben, um nicht gezwungen zu sein, ein Minus zu machen. Einen Vorteil haben Sparpläne: Anleger haben jederzeit die Möglichkeit, die Sparbeträge anzupassen oder auf das angesparte Vermögen zuzugreifen.
– Mittelfristig sparen: Der Kauf eines neuen Autos steht an, oder ein ausgedehnter Urlaub ist geplant – wer hierfür Geld zurücklegt, möchte ein Sparziel erreichen. Finanzprodukte, bei denen die Erträge unsicher sind, sind hier nicht die beste Wahl. «Besser geeignet sind etwa Banksparpläne mit einer festen Laufzeit», sagt Dirk Ulbricht vom Institut für Finanzdienstleistungen (iff) in Hamburg.
Wer schon Geld angespart hat und es nun anlegen möchte, für den lohnen sich etwa auch Sparbriefe. «Es kann möglicherweise sinnvoller sein, kürzere Laufzeiten abzuschließen und auf einen Zinsanstieg zu hoffen», so Ulbricht. Dabei verzichtet man zwar zunächst auf die etwas höheren Zinsen, die es bei längeren Laufzeiten gibt. Dafür locken im Fall einer Anhebung des Zinsniveaus bessere Erträge.
– Langfristig sparen: Ist das Sparziel die private Altersvorsorge oder der Aufbau eines Vermögens, spielt die Rendite eine wichtige Rolle. Das Risiko von Kursschwankungen ist aus Sicht von Experten hier ein anderes. Der Grund: Der lange Anlagehorizont macht es in den meisten Fällen möglich, Rückschläge wieder auszugleichen.
«Wer langfristig sparen will, sollte sich unbedingt mit dem Aktienmarkt vertraut machen», rät daher Prof. Weber. Gerade in einem Zeitraum über viele Jahre oder Jahrzehnte hinweg können Anleger mit Aktien- oder Indexfonds weit höhere Renditen verbuchen als über Zins- und Sparanlagen. «Wer keine guten Nerven hat, für den eignet sich ein Finanzprodukt mit einem niedrigen Aktienanteil, mindestens aber 20 Prozent», ergänzt Ulbricht. Für die meisten dürfte aus seiner Sicht aber ein Produkt mit rund der Hälfte an Aktienanteil passen.
Wichtig zu beachten: Bevor Geld angelegt wird, müssen existenzbedrohende Risiken abgesichert und Schulden getilgt sein. «Eine Liquiditätsreserve sollte in jedem Fall vorhanden sein», betont Weber. Dafür ist es ratsam, auf einem Tagesgeldkonto etwa zwei bis drei Nettogehälter anzulegen, auch wenn die Verzinsung unterhalb der Inflationsrate liegt. «Das ist besser, als wenn etwa im Fall einer unerwarteten Autoreparatur ein teurer Dispositionskredit in Anspruch genommen werden muss», sagt Oelmann.
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(dpa/tmn)