So kommt man mit kleinen Beträgen zum Vermögen
Düsseldorf – Wer sein Geld auch in Zeiten von Niedrigzinsen vermehren will, sollte es gewinnbringend anlegen. Das ist nicht nur für Menschen mit Vermögen ein guter Ratschlag. Denn auch mit kleinen Beträgen kann der Vermögensaufbau gelingen.
«Wohlhabende haben natürlich mehr Möglichkeiten in der Geldanlage», sagt Thomas Hünicke, Geschäftsführer der WBS Hünicke Vermögensverwaltung in Düsseldorf. «Sie können ihre Investitionen breiter streuen, um Rendite und Risiko miteinander in Einklang zu bringen.» So könnten Wohlhabende Immobilien kaufen und mit ihrem Kapital auch außerhalb der Börse direkt in Unternehmen investieren. Grundsätzlich sei es jedoch falsch, dass nur Reiche ihr Geld vermehren können. Doch es kommt darauf an, wie:
– Kritisch bleiben: Wer sein Geld kurzfristig und gleichzeitig sicher anlegen will, kann keine hohe Rendite erwarten, erklärt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Das sei auch schon in Phasen mit höheren Zinssätzen der Fall gewesen. Nauhauser rät deshalb zu einer gesunden Skepsis gegenüber Finanzprodukten. «Denn Berater verkaufen ja gerne Produkte, die ihnen selbst gute Provisionen bescheren.»
Als Beispiel dafür stehen Verbraucher, die in den vergangenen zehn Jahren in eine fondsgebundene Rentenversicherung eingezahlt haben. Diese Sparer stehen laut Nauhauser bis heute im Minus – vor allem wegen der Provisionen und hohen Verwaltungskosten. «Vom Börsenboom keine Spur, jedenfalls nicht im Vermögen der Sparer», sagt Nauhauser.
– Kosten im Blick behalten: Produkte, die für die Vermögensbildung tatsächlich interessant sind, empfehlen Verkäufer häufig nicht, weiß Verbraucherschützer Nauhauser. Dazu gehören etwa Sparpläne mit ETFs – also Fonds, die einfach die Wertentwicklung eines gesamten Börsenindex abbilden. Hier spart der Anleger bereits Kosten, weil es keinen Manager gibt, der die Fonds aktiv verwaltet.
Auch Hünicke empfiehlt Anlegern, auf die Kosten ihres Investments zu achten. Der Grund ist so simpel wie einleuchtend: «Alles, was Sie an Gebühren sparen, erhöht die Rendite.» Bei langfristigen Sparverträgen sollten sich Verbraucher deshalb genau über die Struktur des Produktes informieren. So könnten sie sich für Fonds entscheiden, der keine Ausgabeaufschläge verlangt.
Wichtig auch: Nicht zu viel Kapital in nur ein Produkt investieren. «Wer 25 000 Euro hat, sollte nicht 20 000 Euro in ein Investment stecken, sondern auf eine breite Streuung setzen – beispielsweise mit verschiedenen Aktien und Anleihen», sagt der Experte.
– Durchhalten: Müssen Anleger mit fünfstelligen Beträgen hantieren, damit sich die Geldanlage wirklich lohnt? Nein, sagt Hünicke. Denn die Investitionssumme ist nicht der einzige Faktor beim Vermögensaufbau. Auch der Faktor Zeit spielt eine wichtige Rolle.
So können auch 50 Euro monatlich über einen längeren Zeitraum zu einem kleinen Vermögen werden. «Wer diesen Betrag 30 Jahre lang einzahlt und dafür eine durchschnittliche Nettorendite von drei Prozent erhält, hat am Ende rund 29 000 Euro», erklärt Hünicke. Bei einer Durchschnittsrendite von vier Prozent, liegt die Endsumme bei mehr als 34 000 Euro. Selbst gespart hat der Anleger 18 000 Euro.
Deshalb rät Hünicke Sparern dazu, ihr Geld für sich arbeiten lassen, anstatt es nur auf einem niedrig verzinsten Konto zu sparen. Denn durch die Inflation verliert das zurückgelegte Geld kontinuierlich an Wert. Liegt die Inflationsrate bei 1,5 Prozent, verliert ein Vermögen von 25 000 Euro pro Jahr etwa 375 Euro an Kaufkraft.
– Eigene Lage berücksichtigen: Für die Geldanlage gibt es keine allgemeingültige Blaupause. «Es gibt nicht die eine Checkliste, die jeder durchgehen kann und am Ende weiß er, worauf er zu achten hat», sagt Verbraucherschützer Nauhauser. So könne es rentabler sein, Kredite vorzeitig abzulösen. Manchmal sei es dagegen schlichtweg besser, das Geld für unerwartete Ausgaben auf einem Tagesgeldkonto zu parken. Und in einem anderen Fall könne wiederum ein Sparplan mit einem Aktienfonds die beste Alternative sein.
Max Herbst, Inhaber der Frankfurter Finanzberatung FMH, gibt abschließend zu bedenken: «Wer den Aktienmärkten und somit auch den Fonds und Anleihen der Unternehmen nicht vertraut und deshalb öfter schlaflose Nächte hat, sollte lieber auf einem guten Tagesgeldkonto sparen.» Dieser Anleger würde seine Anlage nämlich wahrscheinlich zu einem falschen Zeitpunkt auflösen und dann sagen: «Wusste ich doch von Anfang an, dass man damit nur Verluste einfährt.»
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(dpa/tmn)