Finanzspritze in der Kinderpause: Tipps für mehr Elterngeld

Der Kurzreporter
von Der Kurzreporter August 23, 2017 09:00

Berlin – Frisch gebackene Eltern kennen das: Wer sich Zeit für den Nachwuchs nimmt, kann nicht mehr so viel arbeiten. Die Folge sind finanzielle Einbußen. Damit die Entscheidung zwischen Beruf und Familie nicht allein vom Geldbeutel abhängt, gibt es seit 2007 das Elterngeld.

Die Sozialleistung soll dafür sorgen, dass sich Mütter und Väter die Kinderpause auch leisten können. Die
Anträge sind allerdings kompliziert: Basis-Elterngeld, Elterngeld Plus und Bonusmonate – je nachdem wie Eltern ihre Erziehungszeiten kombinieren, unterscheidet sich, was die Familie letztlich bekommt.

«Manchmal sind Tausende Euro mehr drin, wenn eine andere Kombination gewählt wird», sagt Michael Sittig von der Stiftung Warentest in Berlin. Natürlich hängt die Entscheidung, welcher Elternteil sich um das Kind kümmert, nicht nur von finanziellen Erwägungen ab. Doch eine Rolle spielen diese auch.

1. Mehr Förderung oder mehr Einkommen

Geht es darum, möglichst viel finanzielle Unterstützung vom Staat zu bekommen, sollte der Besserverdiener beim Kind bleiben: Denn je höher der Verdienst, desto höher fällt auch das monatliche Elterngeld aus – bis zu einer Obergrenze von 1800 Euro. «Wenn bei einem Paar der Besserverdiener länger in Elternzeit geht, bekommt er natürlich mehr Elterngeld», sagt Christine Multhauf, Leiterin der Beratung bei Elterngeld.net in Erfurt.

2. Berechnungsgrundlage erhöhen

Egal wer letztlich beim Kind bleibt, in jedem Fall sollte der Antragsteller ein möglichst hohes Monatseinkommen einbringen. Denn das sorgt für eine höhere staatliche Unterstützung. «Weihnachts- oder Urlaubsgeld werden bei der Berechnung des Elterngelds nicht berücksichtigt», sagt Multhauf. Der Chef könnte eventuell die Einmalzahlungen in monatliche Zahlungen umwandeln. Entscheidend sind beim Vater die zwölf Monate vor der Geburt, bei der Mutter die zwölf Monate vor Beginn des Mutterschutzes.

3. Rechtzeitig Lohnsteuerklasse wechseln

Verheiratete Paare haben noch eine Möglichkeit das Elterngeld zu optimieren – mit Hilfe eines Steuertricks: «Man sollte darüber nachdenken, gleich zu Beginn der Schwangerschaft die Steuerklasse zu wechseln», rät Multhauf. Bei ungleichen Einkommensverhältnissen hat der Besserverdiener üblicherweise die Steuerklasse drei, da er dann weniger Lohnsteuer abführen muss.

Das können sich Eltern zunutze machen: Wenn zum Beispiel die Frau plant, den Großteil der Elternzeit zu nehmen, kann sie durch einen Wechsel in Steuerklasse drei ihre Steuerabzüge reduzieren. Das wirkt sich positiv auf Nettoverdienst und Elterngeld aus. «Wichtig ist, dass der Steuerklassenwechsel schnell erfolgt», erläutert Sittig. Denn bei der Berechnung des Elterngelds zählt die Steuerklasse, die im Bemessungszeitraum überwiegt.

4. Teilzeit arbeiten mit Elterngeld plus

Noch mehr Wahlmöglichkeiten haben Eltern mit dem neuen Elterngeld Plus. Das ist zwar nur halb so hoch wie das Basis-Elterngeld, dafür wird es aber doppelt so lang gezahlt. «Das Elterngeld Plus richtet sich vor allem an Eltern, die früher in den Beruf zurückkehren möchten», erklärt Fachautor Horst Marburger. Bei diesem Modell können Mütter und Väter auch nebenbei etwas dazuverdienen – ohne dass dies auf das Elterngeld angerechnet wird.

5. Zusätzliche Partnermonate ausnutzen

Einen Vorteil haben auch Eltern, die sich gemeinsam um den Nachwuchs kümmern. «Es gibt zusätzliche Partnermonate, die man ausnutzen sollte», sagt Marburger. Beim Basis-Elterngeld kommen zu den zwölf regulären Monaten zwei weitere dazu, wenn beide Partner Elternzeit nehmen. Beim Elterngeld Plus gibt es einen Partnerschaftsbonus: Arbeiten beide Elternteile gleichzeitig zwischen 25 und 30 Stunden pro Woche, erhält jeder vier zusätzliche Monate Elterngeld Plus.

Was genau, welche Variante bringt, sollten werdende Eltern rechtzeitig durchrechnen: «Auf der Website des Familienministeriums können Eltern mit dem
Elterngeldrechner die verschiedenen Gestaltungsmöglichkeiten ausprobieren», empfiehlt Marburger.

Literatur:

Horst Marburger: «Mehr Geld für Mütter und Väter», Walhalla Fachverlag 2015, ISBN-13: 978-3-8029-4064-4, 176 Seiten, 9,95 Euro

Fotocredits: Andreas Gebert,Stiftung Warentest,Walhalla Fachverlag
(dpa/tmn)

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