Studie zeigt: So gelingt das perfekte Selfie
Bamberg – Wer die richtige Selfie-Perspektive wählt, hat auch die Wirkung seines Fotos auf andere in der Hand. Besonders Frauen wirken laut Forschern auf Selfies attraktiver, wenn sie ihre linke Gesichtshälfte zur Kamera drehen.
Zeigen sie dagegen ihre rechte Gesichtshälfte, wirken sie hilfsbereiter und intelligenter. Das haben
Psychologen der Universität Bamberg herausgefunden. Auch Männer profitieren von der richtigen Perspektive – bei ihnen ist der Effekt allerdings nicht ganz so stark.
Ein Grund für die unterschiedlichen Effekte der jeweiligen Gesichtshälften liegt in der menschlichen Wahrnehmung, wie Psychologe Tobias Schneider erklärt. Bei der linken Seite handelt es sich um die menschliche Schokoladenseite, wie frühere Studien bereits gezeigt haben.
Emotionale Zustände dieser Gesichtshälfte werden vom Betrachter stärker wahrgenommen. Sprich: Ein Blick auf die linke Gesichtshälfte erweckt eher Sympathie. Ist auf einem Foto die rechte Gesichtshälfte dominanter, vermittelt das eher Intelligenz.
Für ihre Studie nahmen die Wissenschaftler computergenerierte 3D-Modelle von menschlichen Gesichtern aus sieben Selfie-typischen Kameraperspektiven auf und ließen sie von mehr als 300 Probanden bewerten. Diese sollten anhand der Bilder vor allem Attraktivität, Dominanz, Intelligenz und Körpergewicht der Abgebildeten einschätzen.
Doch warum Selfies? «Dabei handelt es sich um ein Phänomen der letzten Jahre», sagt Schneider. Weil ihnen auffiel, dass viele Menschen, darunter auch internationale Stars, sich per Selfie besonders gut in Szene setzen, stellte sich den Forschern die Frage: Steckt da nicht eine Systematik hinter? «Die untersuchten Variablen spielen eine entscheidende Rolle in sozialen Interaktionen und sogar bei der Partnerwahl», sagt Psychologe Schneider. Ziel der Studie war herauszufinden, ob bestimmte Kamerapositionen besonders schmeicheln oder eher negative Beurteilungen nach sich ziehen.
Die Ergebnisse ergänzen vorhandenes Wissen über die Wirkung von Fotos aus bestimmten Perspektiven. In einer Studie aus dem Jahr 2012 konnten die Wissenschaftler zusammen mit Kollegen der Universität Mainz zeigen, dass eine Kameraposition von leicht oberhalb des Porträtierten schmeichelnd auf die Einschätzung des Körpergewichts wirkt. Untere Gesichtshälfte und Kinn wirken aufgrund der Perspektive schmaler.
«Normalerweise halten wir bei einem Selfie die Kamera schräg neben uns und heben oder senken den Arm dabei etwas», erläuterte Claus-Christian Carbon, Professor für Allgemeine Psychologie. Diese intuitive Handlung könne stark dazu beitragen, dass Betrachter das Körpergewicht deutlich geringer einschätzen. Bis zu 15 Kilogramm weniger Körpergewicht rechneten die Probanden denjenigen Fotos zu, die schräg von oben aus einem seitlichen Winkel aufgenommen wurden.
Die Erkenntnisse der Untersuchung sind nicht nur für Selfie-Jünger spannend. Sind die Zusammenhänge von Perspektive und Wirkung einmal bewusst, können Fotografierte sie gezielt einsetzen. Zum Beispiel für besonders professionell wirkende Bewerbungsfotos – leicht von oben aufgenommen mit der rechten Gesichtshälfte der Kamera zugewandt.
Fotocredits: Christin Klose
(dpa/tmn)