Tod eines Europäers
Der Soziologe Ralf Dahrendorf ist tot. Er starb am gestrigen Abend in Köln, wie das Wissenschaftszentrum Berlin mitteilte, wo Dahrendorf zuletzt tätig war. Stark vom Krebs gezeichnet hatte er am 01. Mai diesen Jahres seinen 80ten Geburtstag gefeiert.
Als Hochschullehrer, Politiker und Universitätsrektor hatte er in Deutschland und England unterrichtet, gearbeitet und gelebt. Er war zu aller erst Deutscher geboren in Hamburg, dann Europäer als Dahrendorf, Baron of Clare Market im britischen Oberhaus. Immer bestrebt an grenzen zu gehen und sie manchmal zu überschreiten.
Als Schüler von 15 Jahren kam der für zwei Monate in das SS-Lager in Schwettig, weil er Flugblätter gegen die Untaten des NS-Regimes verteilt hatte. Dort musste er zum Teil bei Hinrichtungen zusehen. Nach dem Krieg engagierte er sich in der Politik, 20 Jahre bei der SPD und weitere 20 Jahre später bei der FDP. Er besetzte den Posten des Parlamentarischen Staatssekretärs im Bonner Auswärtigen Amt und des EU-Kommissars in Brüssel.
Dahrendorf war Politiker und Intellektueller
Trotz alle dem blieb Ralf Dahrendorf aber immer der Intellektuelle und ging am Ende wieder zurück an die Universität. Zehn Jahre lang war er Rektor der London School of Economics, danach unterrichtete er in Oxford. Im Jahr 1988 nahm Dahrendorf, der von der britischen Königin geadelt wurde, neben der deutschen auch die britische Staatsbürgerschaft an.
Der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle würdigte Dahrendorf anlässlich seines Todes nun als „liberalen Weltbürger und einen der ganz großen Intellektuellen Europas“.