Frust statt Lust: Viagra für Frauen ist ein Flop
Vor rund einem halben Jahr ist in den USA das Medikament Addyi auf den Markt gekommen – das Mediengetöse um die vermeintliche Lustpille für Frauen war immens. Von ihrer Wirkung kann man das nicht behaupten. Eine neue Studie belegt: Der Lustgewinn ist minimal, dafür gibt’s reichlich Nebenwirkungen.
Hellblau für die Jungs, rosa für die Mädchen – so ist es auch bei den Pillen, die Lust machen sollen. Als „Pink Viagra“ wird denn auch das Mittel Addyi bezeichnet, das seit Oktober in den USA zugelassen ist und Frauen zu einem besseren Sexualleben helfen soll. Das gelingt der angeblichen „Lustpille“ aber so gut wie nicht. Stattdessen müssen Frauen mit zahlreichen Nebenwirkungen rechnen, so eine neue Studie.
Ein Lustgewinn auf zwei Monate
Gerade einmal ein positives sexuelles Erlebnis mehr in zwei Monaten – das ist laut Forschern aus den Niederlanden und Belgien der mehr als magere Lustgewinn, den Addyi Frauen verschafft. Die Wissenschaftler haben für ihre Metastudie fünf bereits veröffentlichte und drei ganz neue Untersuchungen ausgewertet. Das Ergebnis ist geradezu verheerend. Nicht genug, dass die Pille praktisch keine Wirkung zeigt: Sie hat sehr oft auch Nebenwirkungen. Dazu zählen laut der Studie Schwindelgefühle, Übelkeit, Erschöpfungszustände und Schläfrigkeit. Sie treten demnach häufig auf, immerhin meist nur in relativ schwacher Form.
Forscher raten derzeit von der Einnahme ab
Anders als Viagra für Männer, das die Durchblutung fördert und somit körperlich wirkt, soll Addyi psychisch wirken – ähnlich wie Mittel gegen Depressionen. Die Pille, die täglich einzunehmen ist, enthält den Wirkstoff Flibanserin. Er soll auf Botenstoffe im Gehirn einwirken und auf diese Weise die sexuelle Lust von Frauen steigern. Das gelingt in der Praxis aber offenbar so gut wie gar nicht. Die Autoren der Studie fordern weitere Untersuchungen zu Wirkungsweise und Nebenwirkungen, bis dahin sei die Einnahme des verschreibungspflichtigen Medikaments nicht zu empfehlen. Gegebenenfalls müsse auch in Betracht gezogen werden, die Pille nur im Rahmen von Behandlungen zu verabreichen, die auch weitergehende Maßnahmen wie etwa eine Psychotherapie umfassen. In Deutschland ist Addyi noch nicht zugelassen, die Damenwelt wird’s verschmerzen können.
Bildquelle: Fotolia, 44567026, Wisky