Bahn: Mehdorns Frust
Zwei Tage nach Ende des Tarifstreits mit der Gewerkschaft deutscher Lokführer (GDL) kündigt Bahn-Chef Hartmut Mehdorn Konsequenzen an.
Mehdorn sprach von einer „(…) Niederlage nicht nur für die Deutsche Bahn, sondern auch für den Standort Deutschland“. Aus der Einigung mit der GDL würden Kosten in Milliardenhöhe entstehen, die getragen werden müssten, erklärte der Bahn-Chef am Dienstagmorgen vor Journalisten. Die gegenwärtigen Personalkosten des Unternehmens lägen um rund 25% über denen der Konkurrenz – hier sei Anpassung notwendig, um wettbewerbsfähig zu bleiben: „Es werden also wettbewerbsfähige Arbeitsplätze bei der DB vernichtet mit allem, was da für die Beschäftigten dran hängt – bis hin zur Beschäftigungssicherung.“, zitiert der „Spiegel“ Mehdorn. Die Bahn sei gezwungen, „alle Möglichkeiten zur Rationalisierung einschließlich der Verlagerung von Arbeit in Billiglohngebiete“ in Betracht zu ziehen.
Manches legt nahe, dass der vermeintliche Verlierer Mehdorn nicht nur seinem Frust freien Lauf ließ, sondern einige bittere Wahrheiten aussprach. Für die Bahn dürfte das Ende der Verhandlungen mit den Lokführern nur eine Verschnaufpause vor der nächsten Tarifrunde werden: Die Gewerkschaften Transnet und GDBA dürfen, sofern die GDL mit der Bahn ein eigenständiges Ergebnis erreicht, ihre Tarifverträge aufkündigen und neue Verhandlungen fordern. Diese Entwicklung versucht Mehdorn möglicherweise mit seiner Drohkulisse zu verhindern – was ihm kurzfristig gelingen mag, auf Jahre hin aber kaum funktionieren wird.
Die neuerzielten Tarifeinigungen mit der GDL werden die Bahn voraussichtlich rund 400 Millionen Euro im Jahr kosten. Um welche Beträge diese zusätzlichen Kosten steigen könnten, würden andere Bahnangestellte eigenständige Verträge zu neuen Bedingungen fordern, das deutete Mehdorn nicht an. Kunden und Angestellten der Deutschen Bahn jedenfalls, das scheint absehbar, stehen harte Zeiten bevor.
Weitere News zum Thema Mehdorn und die Bahn auf blog.politik