Selbstmord im Fernsehen: Dokumentarfilm erhitzt Gemüter
Ein Dokumentarfilm über einen sterbenskranken Professor entfacht die Diskussion um Sterbehilfe in Großbritanien neu.
Der Brite Craig Ewert litt an einer Krankheit, die langsam zur vollständigen Lähmung führt. Er entschloß sich, die Sterbehilfeorganisation „Dignitas“ einzuschalten, um so aus dem Leben zu scheiden. Sterbehilfe ist an sich schon ein brisantes Thema. Neu angeheizt wurde es in England jetzt durch einen Dokumentarfilm, in dem Ewerts letzten Tage festgehalten wurden. Der Film „The Suicide Tourist“ lief auf dem britischen Privatsender Sky Real Lives unter dem Titel „Right to Die?“. Am Ende stellt Ewert sein Beatmungsgerät aus, nimmt eine große Menge Schlafmittel und stirbt.
Die Boulevard-Presse in Deutschland betitelte reißerisch, es handele sich um den ersten Selbstmord im Fernsehen, ungeachtet der Tatsache, dass dies durchaus schon in den Medien gezeigt wurde. Bereits 1992 die Sendung „Akut“ auf Sat1 in einem Bericht über Suizid eben jenen darstellte, vor kurzem der wegen Mordes und Folter in Argentinien angeklagte Mario Ferreyra sich vor laufender Kamera das Leben nahm und auch die Dokumentation „Right to Die?“ schon vor sieben Wochen im schweizer Fernsehen lief.
Kirchenvertreter ziehen dagegen sofort die Würde des Menschen heran und befürchten, dass dem Leben keine Chance gegeben würde. Nicht die Geschmacklosigkeit des Fernsehens, die den freiwilligen Tod eines Menschen zeigt steht zur Diskussion, sondern wieder einmal die (implizierte) Frage, ob Sterbehilfe geleistet werden sollte bzw. werden darf.
Der Film jedoch scheint etwas anderes zu wollen: Sich mit dem Schicksal Craig Ewerts und der freien Entscheidung, zum selbstgewählten Zeitpunkt aus dem Leben zu scheiden, auf einer persönlichen und direkten Ebene auseinanderzusetzen lag ihm am Herzen. Ob die Diskussion aber genau in diesem Sinne geführt werden kann, mag bezweifelt werden, wenn durch plakative Überschriften und pikierte Warnungen nicht zum Kern der Sache vorgedrungen werden kann.