Tour de Farce? Von wegen!
Die Tour de France, einst ein ehrenhafter Wettkampf zwischen ganzkörperrasierten Männern, verkommt mehr und mehr zu einem Hort der Unmoral. Es scheint, die einzigen, die nicht dopen, sind die Kühe am Wegesrand (oh ja, einige der Journalisten vor Ort sehen so aus, als hätten sie Selbsttests gemacht…).
Nun, an dergleichen werden wir uns gewöhnen müssen. Ich wäre, ehrlich gesagt, verblüfft, wenn die Doping-Regeln in den nächsten Jahrzehnten nicht deutlich gelockert würden. In anderen – nicht-sportlichen – Bereichen werden Höchstleistungen schon seit Jahrzehnten nur noch unter Einfluss nicht körpereigener Substanzen der zweifelhaften Sorte erreicht. Helmut Schmidt raucht Kette. Hemingway trank dementsprechend. Jimi Hendrix hätte nüchtern wohl kaum mit der Zunge Gitarre gespielt.
An der Schwelle zum einundzwanzigsten Jahrhundert hat die Menschheit in den westlichen Industrienationen einen Standard erreicht – etwa, was die Ernährung, die gesundheitliche Versorgung und den Schutz des Körpers etc. betrifft -, der kaum zu übertreffen sein wird.
Mit anderen Worten: Wir haben, was die sportlichen Leistungen angeht, den Gipfel unter natürlichen Bedingungen erreicht. Die Rekorde der nächsten Jahre werden die endgültigen sein.
Vorausgesetzt, wir lassen nicht zu, dass der menschliche Körper noch mittels anderer Optionen, jenseits des klassischen Trainings, optimiert wird. Bedingungen können gesprengt werden. Es wäre, freilich, immer weniger ein Sieg der Sportler und immer mehr ein Triumph der Biochemiker.
Aus diesem Blickwinkel betrachtet, erscheint die Tour de France 2008 (und 2007, und …) nur wie die Spitze eines enormen Eisbergs, mit dem man sich ernsthaft wird auseinandersetzen müssen.
Ein Freund, Student der Sportwissenschaften, ist übrigens der Überzeugung, dass man, um den Sport zu retten, einfach die vermeintlich alten Sportarten abhaken und neue einführen wird- etwa Rückwärts-Marathon oder dergleichen. Warum auch nicht. Lustig sind beide Optionen allemal. Und die Zuschauer sind eh besoffen.