Geburtenrate steigt, aber Deutschland schrumpft weiter
Die Geburtenrate in Deutschland befindet sich womöglich in einem Aufwärtstrend, der eigentlich positiv stimmen müsste. Doch noch immer liegt die Bundesrepublik Nachwuchs-technisch hinter ihren europäischen Nachbarn zurück.
So ist die Geburtenrate hierzulande zwar derzeit so hoch wie zuletzt vor 20 Jahren, doch im Vergleich mit den anderen Nationen Europas verzeichnet Deutschland selbst mit dem sich wieder ausbreitenden Trend zum Zweit- oder Drittkind noch immer eher unzureichende Zahlen. Am gebährfreudigsten zeigt sich der hohe Norden, die höchsten Geburtenraten in Europa findet man in Island und Irland: Mit durchschnittlich 2,23 Kindern liegen die Isländerinnen deutlich vor den deutschen Damen mit 1,39 Kindern im Durchschnitt 2010.
Steigt die Geburtenrate in Deutschland wieder?
Der Durchschnitt von 1,39 Kindern pro erwachsener Frau 2010 ergibt sich aus der Zahl von rund 678.000 Neugeborenen in Deutschland. 2009 waren es noch durchschnittlich 1,36 Kinder und etwa 13.000 Geburten weniger gewesen. Vor allem in den neuen Bundesländern ist tatsächlich ein Aufwärtstrend erkennbar, doch dieser bleibt nach wie vor ausbaufähig. Daher sprechen Statistiker noch nicht von einer signifikanten Veränderung im Fortpflanzungsverhalten der Deutschen, noch könnten die Zahlen sich als zufällige Abweichungen entpuppen.
Aufatmen ist also erst bei einem langfristigen Aufwärtstrend angesagt. Doch zumindest die Forscher am Max-Planck-Institut zeigen sich optimistisch und glauben, hier den positiven Effekt der Familienpolitik zu erkennen, die derzeit und in jüngerer Vergangenheit stattgefunden hat. Mit der Erhöhung des Kinder- sowie der Einführung des Elterngeldes und anderen Maßnahmen sei der Anreiz zum eigenen Nachwuchs deutlich gestiegen.
Deutschland schrumpft weiter: Geburtenrate zu niedrig
Der wichtigste Hinweis, den eher pessimistische Stimmen in Bezug auf die geringe Bedeutung der steigenden Zahlen geben, ist jener auf die demographische Entwicklung in Deutschland als Ganzes. So reicht der geringe Zuwachs an Geburten bei Weitem nicht aus, um das Sinken der Bevölkerungszahl insgesamt nachhaltig zu beeinflussen. Denn noch immer liegt die Zahl der Todesfälle in Deutschland deutlich über jener der Geburten, gleichzeitig wird die Zuwanderungsrate immer geringer. Um den Abwärtstrend in der Bevölkerungsdichte Deutschlands zu stoppen, ist mehr nötig als der derzeit scheinbar erkennbare leichte Anstieg der Geburtenrate – Sie kann vorerst nur als kleiner Hoffnungsschimmer fungieren.