Atheisten forden Verhaftung von Papst Benedikt
Papst Benedikt XVI. wird kritisiert wegen seiner Rolle in den Missbrauchs-Skandalen. Jetzt wird dem Oberhaupt der katholischen Kirche die Verhaftung bei seiner bevorstehenden Reise nach England angedroht.
Neben allgemeiner Kritik an der Haltung der katholischen Kirche zu den vermehrten Fällen von sexuellem Missbrauch hinter Kirchenmauern werden nun Stimmen gegen die Rolle des heiligen Vaters selbst laut: Die britischen Autoren Richard Dawkins und Christopher Hitchens, die in England schon seit Jahren an der Speerspitze der Kirchenkritik aktiv sind, fordern nun die Einschaltung von Anwälten, um ein Strafmass für Papst Benedikt festzulegen. Es gälte zu klären, in wie fern der Papst während seiner Zeit als Kardinal an der Vertuschung von Missbrauchsfällen in den achziger Jahren beteiligt war. Laut einem Bericht der New York Times im März zeigte sich Kardinal Ratzinger in mehreren Fällen von Kindesmissbrauch nachsichtig gegenüber den Tätern, indem er ihre Schuld herunterspielte und die Anklage hinauszögerte.
Kann Papst Benedikt als Verbrecher verhaftet und verurteilt werden?
Die Frage, ob für einen Papst ein weltliches Strafmass angemessen ist, beantwortet Dawkins eindeutig. Der Autor des Bestsellers „Der Herr ist kein Hirte. Wie Religion die Welt vergiftet“ kommentierte gegenüber der britischen Sunday Times: „institutionalisierte Verschweigen von Kinderschändung ist ein Verbrechen unter jedem Rechtssystem und ruft nicht nach privaten Zeremonien der Reue oder nach kirchenamtlichen Zahlungen an die Opfer, sondern verlangt Gerechtigkeit und Bestrafung.“
Missbrauch – eines der schwersten Verbrechen überhaupt
Als Konsequenz fordern Dawkins und Hitchens die Einschaltung einer Untersuchungskommission durch Anwälte mit Spezialisierung auf Menschenrecht. Die schwerwiegende Schuld von hohen Mitgliedern der katholischen Kirche käme einem Verbrechen gegen die Menschheit gleich und müsse folglich bis an den internationalen Gerichtshof in Den Haag getragen werden.
Ob Benedikt XVI. nun tatsächlich eine Verhaftung droht bleibt fragwürdig. Auch hohe Staatsoberhäupter können bei ihrer Einreise in Grossbritanien eine unangenehme Überaschung erleben, was der chilenische Diktator Pinochet 1998 am eigenen Leib erfahren musste. Dennoch könnte das Oberhaupt des Vatikan politische Immunität für seinen Staatsbesuch fordern, und so einem drohenden Haftbefehl entgehen.