Von Blinden und Einäugigen
Der Papst weilt zu Besuch in den Vereinigten Staaten und hat bei dieser Gelegenheit Präsident Bush, wie der „Spiegel“ es ausdrückt, „die Leviten gelesen“. Man darf sich glücklich schätzen, dass es noch eine moralische Instanz gibt wie den Papst, der sich nicht scheut, den Herrschenden dieser Welt die Wahrheit ins Gesicht zu sagen.
Besonders beeindruckend wirkte der Satz „Die Kirche ist überzeugt,… , dass Demokratie nur blühen kann, wenn die politischen Führer sich von der Wahrheit leiten lassen und ihre Weisheit auf moralische Grundsätze aufbauen“. Der Papst hatte völlig recht, von „politischen Führern“ zu sprechen. Journalisten sprachen von einer „Ohrfeige“, die der Heilige Vater dem Präsidenten damit gegeben habe. Immerhin hat dieser, wie wir alle wissen, seine Irakpolitik auf einem Fundament aus Lügen gebaut.
Ich bin erleichtert und wahrhaft dankbar, dass der Heilige Vater auf seinen gelegentlichen Auslandsreisen klar Stellung bezieht zu den Krisen von gestern.
Ferner bin ich glücklich, dass das Oberhaupt der katholischen Kirche, die sich in ihrer zweitausendjährigen Geschichte als unbestrittene Autorität auf dem Gebiet der Kriegsgründe erwiesen hat, den Herrschenden dieser Welt deutlich macht, dass sie kein Anrecht darauf haben, einen Krieg auf Lügen zu basieren.
Joseph Ratzinger, der feinsinnige Theologe, ist auch ein großer Reformator: Erst kürzlich, im April 2007, hat der den Limbus, die Vorhölle für die ungetauften Kinder, abgeschafft. Mit den Lügen räumt er ja richtig gründlich auf.