Wir Quereinsteiger
Als Philosophiestudent muss ich mir häufig Witze in der Art von „wieso lernst Du keinen anständigen Beruf?“ etc. anhören. Bei manchen Gelegenheiten erkundigen sich auch die (werdenden) Ärzte, die längst ein Konto bei der Apo-Bank haben, ob es auch eine eigene Bank für Philosophen gibt – etwa die Park-Bank? Muahahahahaha. Geschenkt: Kleine Snobs wie ich studieren Philosophie ja gerade, WEIL sie über den Dingen stehen.
Aber ich könnte Unrecht haben. Womöglich bietet mein Fach mir eine Menge konkreter Berufsmöglichkeiten, von denen ich bislang nichts ahne. So jedenfalls verhält es sich mit einer Freundin, die Psychologie studiert – sie arbeitet seit Jahren als Führerin für Kinder im Naturhistorischen Museum. Ihre Vorgesetzten sind ebenfalls Psychologen.
Offensichtlich muss man, um in der Museumspädagogik Karriere zu machen, einen Abschluss in Psychologie haben. Wozu also mag Philosophie geeignet sein? Sind überzeugte Utilitaristen womöglich die optimalen Kandidaten für das Management skrupelloser Hedgefonds? … Scheint jemand, der über de Sade promoviert hat, nicht hervorragend geeignet, um die schmerzhaft langweiligen Drehbücher Hollywoods zu verfassen …? Und ist nicht Einer, der Montaigne berühmten Essay über die Freundschaft hoch- und runterbeten kann, prädestiniert als Moderator für schmuddelige Kuppelshows im Privatfernsehen?
… Die Wege der Vorsehung sind unergründlich … 😉