Der menschliche Energiesparmodus
„Schlaf“, notierte Hebbel in seinen Tagebüchern, „ist ein Hineinkriechen des Menschen in sich selbst.“
Der amerikanische Biologe Jerry Siegel von der Universiy of California mag Hebbel nicht kennen; gleichwohl teilt er dessen Ansichten: In einem unlängst im „New Scientist“ veröffentlichten Aufsatz vermutet Siegel, dass der Schlaf vor Allem einen Zweck erfüllt: Energiesparen.
Warum wir schlafen müssen, ist bislang nicht erschöpfend erforscht. Klar ist, dass der Verdauungsapparat eine Pause machen, das Gedächtnis sich ordnen kann – aber ob das der ursprüngliche Zweck des Schlafes war, bezweifelt Siegel stark. Der Biologe nimmt vielmehr an, dass diese nützlichen Eigenschaften im Laufe der Evolution zum Schlaf dazukamen – quasi als Nebenprodukte. Aber primär gehe es darum, möglichst wenig Energie zu verbrauchen zwischen den elementaren Beschäftigungen des Nahrungssuchens, Fressens, der Fortpflanzung und der Kinderaufzucht. Ein biologischer Standby also – wie beim Fernseher. Das Menschenbild der Biologen beeindruckt immer wieder ob seiner ausgesprochenen Nüchternheit.
Warum sonst verbringen so viele Tiere immer noch weit mehr als die Hälfte ihres Lebens (wie der Mensch es tut) „im Schlaf“? Löwen beispielsweise schlummern bis zu 14 Stunden täglich vor sich hin.
Angesichts der Ungewissheit, die immer noch über den Schlaf herrscht, stimmen nur wenige Fachkollegen Siegels These zu. Die meisten lehnen sie unter Verweis auf den menschlichen Schlaf ab – unsere acht Stunden täglich sind nämlich nicht gerade dazu geeignet, Energie zu sparen. Schon möglich, dass Siegel eine These aufgestellt hat, die vor Jahrmillionen mal zutraf – heute, so scheint es, tut sie es nicht mehr. Abgesehen davon, hat die Menschheit gelernt, Kaffee zu kultivieren; und Schlaf ist etwas, dass – seien wir ehrlich – langfristig keine Zukunft hat. 😉