„Herr Postwinkel“ und die Pooth-Pleite
In einer Zeit, wo deutsche Steuerfahnder auf Suche nach versteckten Konten in Lichtenstein sind und sich die Durchschnitts-Bevölkerung über die kriminellen Machenschaften der Oberschicht echauffiert, ist Verona Pooth bei Johannes Kerner angetreten, um ihrem Image einen neuen Glanz zu verleihen und ihren arg gebeutelten Ehemann zu verteidigen.
Dabei schöpfte die RTL 2-Moderatorin alle vorhandenen Gefühlsreserven aus und konnte sich gleichzeitig auf einen mitfühlenden Johannes B. Kerner verlassen. Die eigentliche Tatsache, dass ihr Ehemann, Franjo Pooth, mit seiner vermeintlichen innovativen Idee vom Verkauf von MP3-Playern eine Firmenpleite im Umfang von 14 Millionen Euro herbeiführte, geriet dabei vollkommen in den Hintergrund. Franjo Pooths bisherige Referenzen in der Geschäftswelt waren: „Sohn sein“ – nicht schlecht für einen Existenzgründer, weshalb ihm die Sparkasse auch gleich Kredite in Höhe von 9,2 Millionen gewährte.
Nur dumm, dass diese Firmenpleite in eine Zeit fällt, wo ganz Deutschland auf der Suche nach weiteren Zumwinkels ist. Aber Verona, die emotional und angeschlagen wirkte, stieg auch prompt in ihrer gewohnten Art und Weise auf dieses Thema ein, denn die Vorwürfe der Insolvenzverschleppung wäre hart und würden ihre Familie belasten, aber man möchte nicht „mit Herrn Postwinkel auf eine Stufe gestellt werden.“ Nicht schlecht Frau Feldbusch-Pooth, was früher schon funktionierte, kann heute nicht schlecht sein. Dieser kleine Versprecher ließ sie wieder einmal als völlig unwissend und inkompetent erscheinen, womit auch der letzte Zuschauer begriffen hatte, das Produkt Verona hat nichts mit dieser Firmenpleite zu tun.
Man kann diesen Fernsehauftritt von Verona Pooth als durchaus gelungen bezeichnen, das Mitleid der Zuschauer war ihr gewiss, doch nur wer sich intensiv mit dieser Thematik auseinandersetzt, kann hinter der Fassade „tiefe Abgründe“ erkennen, die sich in Dimensionen und Sphären bewegen, die einem Normalsterblichen lebenslang verwehrt bleiben.