Das magische Bein
Der Priester Yanadi Kondaiah verdiente im südindischen Bundesstaat Andhra Pradesh sein Geld als Wahrsager. Übersinnliche Fähigkeiten pflegte er auf sein „magisches“ Bein zurückzuführen – ein fataler Fehler: In der vergangenen Woche machten zwei Männer ihn betrunken und sägten ihm mit einer Sichel das Bein ab. Yanadi Kondaiah hatte beiden in der Vergangenheit die Zukunft vorausgesagt.
In Deutschland wird selbstverständlich niemandem das Bein abgesägt. Aber das Online-Lexikon Wikipedia konstatiert, dass immerhin 51% der Bundesbürger abergläubisch sind – sei es, dass vierblättrige Kleeblätter Glück bringen, man nicht unter einer Leiter durchgehen darf, schwarze Katzen, Unglück bringen etc. Die irrationalen Tendenzen sind also vorhanden, wenn auch glücklicherweise nicht so ausgeprägt wie in Andhra Pradesh. Yanadi Kondaiah, heißt es, befindet sich auf dem Weg der Besserung.
Der Vorfall fegt durch die Medien, und rüttelt doch niemanden wach. Was als volkstümlicher Aberglaube abgetan wird, ist nämlich auch in Deutschland nicht unbekannt: Man betrachte nur mal die ausufernden Esoterik-Abteilungen der Buchhandlungen. Irratio, Kreationismus, Magie, Wunderglaube und Esoterik liegen im Trend. Eine bedenkliche Tendenz – auch ohne reißerische Beinräubergeschichten.