Die Ära Castro ist zu Ende
Die Geschichte Kubas in den vergangenen 50 Jahren war unmittelbar mit ihrem Staatspräsidenten Fidel Castro verbunden. Kaum ein anderer Regent der Moderne steht so symbolisch für ein Land, wie es Fidel Castro getan hat.
Der langsame Abschied von der politischen Bühne hatte 2006 begonnen, als der greise Staatspräsident sich zum ersten Mal ins Krankenhaus begeben musste und die täglichen Geschäfte in die Hände der engsten Berater legen musste. Demonstrativ wurde immer wieder betont, dass es sich hierbei nur um einen zeitweiligen Abschied von den Regierungsgeschäften handelt, doch selbst bei den demonstrativen Fernsehauftritten war erkennbar, dass eine Rückkehr abwegig erscheint.
Fidel Castro Ruz, so sein vollständiger Name, wurde 1926 in der kubanischen Provinz geboren und war der Sohn eines Zuckerrohrplantagenbesitzers. Schon während seines Studiums, das er erfolgreich abschließen konnte, war der spätere Revolutionär politisch aktiv, so versuchte er 1947 die Regierung der Dominikanischen Republik mit einer rund 3.000-Mann starken Invasionstruppe zu stürzen. Dieses Vorhaben scheiterte allerdings daran, dass seine Armee von kubanischen Kriegsschiffen abgefangen wurde.
Weltweite Berühmtheit erlangte Castro mit dem Versuch 1953 mit nur 129 Männern die Moncada-Kaserne zu erobern, um den Diktator Batista zu stürzen. Auch dieses Vorhaben scheiterte, brachte ihn vor Gericht und führte ihn letztendlich ins mexikanische Exil. Am 1. Januar war Fidel Castro dann mit seiner kubanischen Revolution erfolgreich und sollte fortan 49 Jahre an der Spitze des lateinamerikanischen Staates sein.
Aber eine Feindschaft sollte das gesamte politische Leben des Fidel Castro bestimmen. Sein Kampf gegen die nur 90 Seemeilen entfernte USA endete auch nicht nach einem gescheiterten Invasionsversuch seitens der Großmacht und nach dem verhängten Handelsembargo nicht. Stattdessen widmete sich der kubanische Regent in stundenlangen Reden dem großen Nachbarn. Durch seine exponierte Lage war Kuba während des Kalten Krieges ein bedeutender Standort. Die Kuba-Krise ließ die Welt für mehrere Tage in Ohnmacht erstarren. Nach dem Ende der politischen Kälte verlor Kuba zusehends an Bedeutung und auch Fidel Castro geriet immer mehr aus dem Fokus der Großmächte USA und Russland. Der Linksruck der südamerikanischen Staaten gewährte ihn noch kurzzeitig jede Menge Aufmerksamkeit, jedoch erschien er immer mehr als sturer und alternder Mann, der seine Ideale nicht aufgeben wollte.
Für die meisten Kubaner wird Fidel Castro immer die Vaterfigur des Landes bleiben. Der Schock über seine Erkrankung war 2006 riesig, aber inzwischen gewöhnen sich die Einwohner an das Bild ohne den allseits präsenten Regierungschef.