Tipps zum Stromanbieterwechsel
Hannover – Durch den Wechsel des Stromanbieters können Verbraucher oft viel Geld sparen. Viele scheuen dennoch den vermeintlichen Aufwand. «Der ist jedoch gar nicht so groß», sagt Christina Peitz von der
Verbraucherzentrale Niedersachsen.
In der Regel kündigt der neue Anbieter den alten Vertrag. Nach Preiserhöhungen oder bald endenen Kündigungsfristen rät Peitz aber dazu, den Vertrag selbst zu kündigen.
Gesetzliches Sonderkündigungsrecht
Denn Verbraucher haben bei Preiserhöhungen ein gesetzliches Sonderkündigungsrecht. Sie können den Vertrag also fristlos beenden, bis der höhere Preis wirksam wird. Diesen Zeitpunkt dürfen sie nicht verstreichen lassen. Das Schreiben am besten per Einschreiben verschicken und als Kündigungsgrund die Erhöhung nennen. «In dem Auftragsformular an den neuen Versorger sollte man vermerken, dass der alte Vertrag bereits gekündigt wurde», rät sie.
Auch einige Wochen vor Ende der Vertragslaufzeit lohnt sich ein Vergleich. Laut Peitz eignen sich dafür Online-Vergleichsportale. Mit der Suche nach besseren Angeboten sollte man aber rechtzeitig beginnen, damit man den Vertrag fristgerecht kündigen kann.
Worauf beim Tarifvergleich zu achten ist
Beim Wechsel gebe es nur ein paar einfache Grundregeln, die man beachten sollte. Peitz rät: Die Vertragslaufzeit sollte nicht länger als zwölf Monate dauern und eine mögliche Folgelaufzeit nicht mehr als einen Monat betragen. Maximal sechs Wochen Kündigungsfrist sind ratsam, besser noch vier Wochen.
Weil die Preise stark schwanken und sich nach individuellen Bedürfnissen richten, seien die Vergleichsportale eigentlich die einzige Möglichkeit, stets aktuelle Kosten und Tarifbedingungen zu finden, sagt Marion Weitemeier von der Zeitschrift «Finanztest». Sie empfiehlt, mit den Filter-Einstellungen zu experimentieren und bei den Ergebnissen auch die Tarifbedingungen zu vergleichen.
Wer etwa langfristig einen Anbieter sucht, sollte sich nicht vom Neukundenbonus blenden lassen und diese Option im Zweifel deaktivieren. Denn Bonuszahlungen lassen Tarife oft günstiger aussehen, als sie es langfristig sind. Stattdessen besser den monatlichen Grundpreis und den Preis pro Kilowattstunde mit dem bisherigen Vertrag vergleichen.
Was Wechselhelfer im Internet bringen
Wer nicht selbst die Tarife vergleichen möchte, findet im Internet zahlreiche Dienstleister: Sie heißen etwa SwitchUp,
cheapenergy24,
Wechselfuchs oder StromAuskunft und versprechen Entlastung bei der Suche und dem Wechsel, immer die günstigsten und auch qualitativ besten Tarife. Ob Verbraucher tatsächlich profitieren können, ist laut Peitz oft unsicher. Das zeigt auch eine
Untersuchung der Verbraucherzentrale Niedersachsen von zehn Wechselhelfern. Bei einigen Anbietern müssten Kunden etwa doch selbst tätig werden und etwa auf Strompreiserhöhungen hinweisen.
Einige Wechselhelfer bekommen Geld vom neuen Versorger – finanzieren sich also auf Provisionsbasis. Verbrauchern entstehen dabei keine direkten Kosten. Für Außenstehende sei aber nicht erkennbar, ob die Provisionshöhe die Tarifauswahl beeinflusst, erklärt Peitz. SwitchUp versichert auf Anfrage, die ausgewählte Optionen werde völlig unabhängig von der Provision berechnet. Der Tarif-Algorithmus kenne die Höhe der Provisionen nicht.
Andere Wechselhelfer arbeiten mit einer Erfolgsbeteiligung. So fließt ein Anteil der Kunden-Ersparnisse an den Dienstleister – meist 20 bis 30 Prozent. Oft dient als Berechnungsgrundlage eine hypothetische Summe, die Kunden beim Weiterlaufen des alten Vertrags zahlen würden, erläutert Peitz. Zum Teil zahlen Verbraucher gar nicht weniger – weil etwa nur das erste Vertragsjahr aufgrund eines Boni günstiger war.
Uneingeschränkt empfehlen würde Peitz die Wechselhelfer nicht. Dafür seien die einzelnen Angebote derzeit noch zu unterschiedlich und oftmals zu intransparent. Wer sich dafür interessiert, sollte die Geschäftsbedingungen der jeweiligen Anbieter vergleichen und genau prüfen, ob sich tatsächlich ein Vorteil ergibt. «Das bedeutet natürlich auch einen gewissen Aufwand – insofern kann man sich auch überlegen, den Energieversorger gleich selbst zu wechseln.»
Fotocredits: Andrea Warnecke
(dpa/tmn)