So geht gutes Elektrogeräte-Recycling
Berlin – Das Recycling und die sachgemäße Entsorgung von gefährlichen, aber zugleich wertvollen Rohstoffen aus dem Müll stockt. Die aktuellen EU-Sammelquote für Elektrogeräte hat Deutschland in der jüngeren Vergangenheit knapp unterlaufen, ab 2019 werden die Quoten dafür deutlich erhöht.
Vor allem Haushaltsgeräte entsorgen viele Menschen falsch, aber auch mit Batterien gibt es ein Problem. Zwar fordern das Umweltbundesamt und der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) vom Handel, die Rücknahme alter Elektrogeräte zu verbessern, aber oft liegt es auch am Verhalten des Verbrauchers.
Hier drei Ideen, was jeder für Recycling und
Müllvermeidung tun kann:
– Entsorgen statt wegwerfen: In vielen Fällen landen problematische Wertstoffe im Hausmüll. Im Fall von Lithium-Ionen-Akkus kann das sogar gefährlich werden. Diese Akkus haben eine hohe Energiedichte, daher können sie sich entzünden und im Hausmüll einen Brand auslösen. Auch in Sortierwerken komme es regelmäßig vor, dass diese Batterien zu Glühen beginnen, erläutert VKU-Vizepräsident Patrick Hasenkamp.
Daher sollten Elektrogeräte mit solchen Akkus, aber auch die Batterien selbst in einer spezieller Sammelbox im Handel oder auf Wertstoffhöfen entsorgt werden. Dadurch lassen sich Schadstoffe vom Hausmüll und der Umwelt fernhalten und wertvolle Rohstoffe aus Elektrogeräten recyceln. Am besten werden die Pole frei zugänglicher Lithium-Batterien abgeklebt, um einen Kurzschluss zu vermeiden.
Für alle andere Elektrogeräte gilt: Geschäfte sind verpflichtet sie zurückzunehmen, wenn es mindestens 400 Quadratmeter Verkaufsfläche für Elektrogeräte gibt und bei der Rückgabe ein neues Gerät gekauft wird. Produkte mit einer Kantenlänge von bis zu 25 Zentimetern dürfen in solchen Läden allerdings jederzeit zur Entsorgung abgegeben werden. Viele kleinere Fachhändler und Kaufhäuser sind ebenfalls zur Rücknahme bereit, genauso wie Warenhändler im Internet.
– Reparieren statt austauschen: Viele Elektrogeräte sind nicht völlig kaputt, sondern oftmals betrifft ein Schaden nur Kleinteile, die ausgetauscht oder repariert werden könnten. Neuer Müll lässt sich also auch vermeiden, indem man die Produkte zur Reparatur bringt oder in sogenannten Repair-Cafes unter Anleitung selbst Hand anlegt.
Allerdings werden auch viele Geräte so hergestellt, dass sich eine Reparatur ausschließt. Daher sollte man beim Kauf neuer Ware zum Beispiel darauf achten, ob die Produkte über gängige, herausdrehbare Schrauben verfügen. Manche Modelle haben Schrauben, die sich nur eindrehen, aber nicht ohne Beschädigungen herausdrehen lassen. Akkus sollten austauschbar und empfindliche Teile leicht ersetzbar sein.
– Weitergeben statt vernichten: Für die Europäische Woche der Abfallvermeidung hat der VKU Ideen gesammelt. Eine davon lässt sich einfach in jeder Firma oder in der Schule umsetzen: Um nicht mehr benötigte Gegenstände wie Spielwaren oder alten Geräte ein zweites Leben zu verschaffen, gibt man sie in ein
Tauschregal. Wer interessiert ist, greift zu. Außerdem kann man viele Gegenstände auch auf einem Flohmarkt, im Second-Hand-Handel und in Tauschbörsen noch zu einer sinnvollen Nutzung in einem anderen Haushalt verhelfen.
Elektroschrott und Batterien werden oft nicht korrekt entsorgt
Viele alte Elektrogeräte und Batterien werden falsch entsorgt. Besonders schlecht sieht es nach Angaben des Umweltbundesamts bei großen Haushaltsgeräten aus: «Knapp 465.000 Tonnen Kühlschränke, Waschmaschinen und Geschirrspüler verschwinden in den Untiefen illegaler Sammlung oder in nicht zertifizierten Behandlungsanlagen», sagte die Chefin des Umweltbundesamts (UBA), Maria Krautzberger. Dabei seien die Geräte «wahre Schatzkisten an wiederverwendbaren Rohstoffen». Außerdem schade es «massiv» der Umwelt, wenn gefährliche Stoffe falsch entsorgt würden.
Die Deutschen kaufen nach UBA-Angaben fast zwei Millionen Tonnen neue Elektrogeräte im Jahr. 2016 verpasste Deutschland die vorgeschriebene EU-Sammelquote von 45 Prozent knapp – in der Sammlung wurden 44,95 Prozent erfasst. Von 2019 an müssen die EU-Staaten sogar 65 Prozent der Elektro-Altgeräte einsammeln. Dafür müssten in Deutschland etwa 350.000 Tonnen Elektroschrott zusätzlich pro Jahr erfasst werden. Da die Quote nach Gewicht bemessen wird, bringen große Geräte besonders viel. Das Umweltbundesamt rechnet für 2017 eher nicht mit einer Steigerung der gesammelten Menge, noch liegen die Zahlen nicht vor.
Auf Entsorgungsprobleme bei Elektroschrott und Batterien will auch die diesjährige Europäische Woche der Abfallvermeidung hinweisen, die seit Samstag (17. November) läuft und am Montag offiziell eröffnet wurde.
2017 stieg die Masse der in Verkehr gebrachten Gerätebatterien laut UBA so stark wie noch in keinem Jahr zuvor an: Im Vergleich zu 2016 gab es einen Anstieg um 5132 Tonnen, das war in Plus von mehr als 11 Prozent. Die Sammelquote von 45 Prozent schaffte Deutschland mit 45,1 Prozent im Jahr 2017 gerade so.
Der Verband Kommunaler Unternehmen (VKU), der auch die kommunalen Müllentsorger vertritt, plädiert für ein nachhaltigeres Produktdesign. Der steigende Konsum von Elektrogeräten gehe mit einer «Wegwerfmentalität» einher, kritisierte VKU-Vizepräsident Patrick Hasenkamp. «Hersteller müssen Geräte umweltschonend, langlebig und reparierbar produzieren.»
Das Umweltbundesamt fordert nun, die Rücknahme im Handel einfacher zu gestalten. Wertstoffhöfe sollten gut erreichbar sein und «bedarfsgerechte Öffnungszeiten» haben. Zudem sollten Verbraucher besser über Rückgabemöglichkeiten informiert werden – «künftig auch mehrsprachig», wie das UBA vorschlägt. Zusätzlich soll die Wertschätzung für Produkte gesteigert werden, so dass ihre Besitzer sie behalten, weitergeben oder reparieren, statt sie zu entsorgen.
Einer UBA-Umfrage zufolge entsorgen die meisten Verbraucher ihre alten Geräte beim Wertstoffhof, lassen sie bei der Lieferung eines neuen Geräts mitnehmen oder von einem kommunalen Entsorger abholen.
Fotocredits: Franziska Gabbert
(dpa/tmn)