Beschäftigten-Wünsche an Job werden oft enttäuscht
Berlin – Die Erwartungen vieler Arbeitnehmer an einen sinnvollen und guten Job werden laut einer Umfrage oft enttäuscht – dabei sind zufriedene Mitarbeiter demnach seltener krankgeschrieben.
Am wichtigsten ist 98,4 Prozent der Befragten, sich am Arbeitsplatz wohlzufühlen, wie das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) mitteilte. Dass dies zutrifft, sagten aber nur 84,4 Prozent.
Passten bei Befragten der Wunsch nach sinnerfüllender Tätigkeit und die Wirklichkeit gut zusammen, kamen sie nach eigenem Bekunden auf 9,4
Krankheitsfehltage im vergangenen Jahr. Passte beides nur schlecht zusammen, waren es demnach 19,6 Fehltage.
Positives Betriebsklima gewünscht
«Für das Sinnerleben sind den meisten Beschäftigten vor allem persönlich und sozial motivierte Aspekte ihrer Arbeit wichtig», sagte der stellvertretender WIdO-Geschäftsführer Helmut Schröder. «Leider stimmen gerade hier Wunsch und Wirklichkeit oft nicht überein.»
So liegt vielen laut Umfrage auch ein gutes Betriebsklima am Herzen – und dass ihre Firma hinter ihnen steht (je 96,8 Prozent). Tatsächlich erlebten nur 69,3 Prozent ihren Arbeitgeber als loyal, ein positives Betriebsklima spürten 78 Prozent. Für die WIdO-Studie wurden den Angaben zufolge 2030 Menschen von 16 bis 65 Jahren befragt.
Längste Ausfälle wegen psychischen Ursachen
Der Krankenstand – bezogen auf 13,2 Millionen bei der AOK versicherte Arbeitnehmer in 1,6 Millionen Betrieben – blieb im vergangenen Jahr mit 5,3 Prozent stabil, wie der Fehlzeitenreport der Krankenkasse weiter ergab. Dies beschreibt den Anteil der Arbeitsunfähigkeitstage am Kalenderjahr.
Damit fehlte jedes erwerbstätige Mitglied im Schnitt 19,4 Tage wegen einer ärztlichen Krankschreibung. Die ist nötig, wenn man mehr als drei Tage nicht zur Arbeit geht. Kürzere Fehlzeiten ohne ärztliche Bescheinigung sind in den Daten daher nicht enthalten.
Häufigster Grund für Krankschreibungen waren Atemwegserkrankungen (49,9 Fälle je 100 AOK-Mitglieder) und Muskel-Skelett-Erkrankungen (34,1 Fälle). Psychische Ursachen gab es bei 11,2 Fällen. Aus diesen Erkrankungen resultierten aber mit durchschnittlich mehr als 26 Tagen die längsten Ausfälle.
So erkennen Bewerber ein gutes Betriebsklima
Wie können Bewerber bei der Jobsuche erkennen, wie die Stimmung in einem Betrieb ist? «Bewerbern bleiben nur die «weichen» Hinweise, um das abzuschätzen», sagt Hermann Refisch, Coach aus Frankfurt am Main. Wichtig könne zum Beispiel sein: Wird mir etwas zu trinken angeboten? Achtet das Unternehmen darauf, mir einen Termin zu geben, der bei einer weiten Anreise machbar ist? Es lohnt sich außerdem, auf den Gesprächspartner zu achten: Wie gestresst wirkt er, und wie lange musste ich warten?
Ebenfalls erlaubt sind gezielte Fragen – zum Beispiel nach dem Betrieblichen Gesundheitsmanagement. Kommen dann kritische Rückfragen, können Bewerber durchaus darauf pochen, dass ihnen der Erhalt von Ressourcen wichtig ist.
Bei Vorsetllungsgespräch auf eigene Bedürfnisse achten
Jutta Boenig von der Deutschen Gesellschaft für Karriereberatung betont, dass ein Vorstellungsgespräch auch dem Bewerber dazu dienen soll, herauszufinden, ob die Firma zu ihm passt. Online-Bewertungsportale seien dagegen höchstens vorsichtig für ein Stimmungsbild heranzuziehen. Bei einem Gespräch nimmt der Bewerber besser wahr, ob Job und Arbeitgeber das erfüllen, was ihm wichtig ist. «Das mit der sinnstiftenden Tätigkeit ist eine ganz individuelle Sache», sagt Boenig. «Der eine möchte gerne eine klar strukturierte, vorgegebene Tätigkeit ausüben, andere wollen lieber kreativ sein und brauchen dafür Raum.»
Es sei außerdem sinnvoll, sich nach dem potenziellen Arbeitsplatz zu erkundigen: Erwartet mich ein Einzelbüro oder ein Großraumbüro? Zusammengefasst heißt das für Bewerber: «Verkaufen Sie sich bloß nicht auf Teufel komm raus, sondern gehen Sie nach Ihren Bedürfnissen», sagt Boenig. «Sonst werden Sie nicht glücklich.»
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(dpa)