Wie sicher sind Sparprodukte aus dem Ausland?
Berlin – Die Summe ist gigantisch: 5,9 Billionen Euro betrug das Geldvermögen der Deutschen Ende 2017. Damit lässt sich einiges anstellen. Doch die Bundesbürger sind konservativ. Und sie sind meist eher skeptisch, was Banken im Ausland angeht.
Der größte Teil des Geldes (2,2 Billionen Euro) war nach Angaben des Bankenverbands bei heimischen Versicherungen, Pensionskassen und berufsständischen Versorgungswerken angelegt. Die Sicht-, Termin- und Spareinlagen landeten mit gut 2,1 Billionen Euro auf Platz zwei.
Damit verschenken Sparer Geld, denn bei der Bank um die Ecke gibt es in der Regel keine bis sehr wenig Zinsen. Angebote knapp über 0 Prozent für sichere Sparprodukte sind laut Stiftung Warentest weit verbreitet. Sparer, die mehr für ihr Geld bekommen wollen, müssen den Blick über die Grenze wagen. Ausländische Banken zahlen oft mehr.
Das weiß auch Max Herbst von der
FMH-Finanzberatung in Frankfurt am Main: «Die Angebote von europäischen Banken sind oft besser, weil das Zinsniveau dort oft ein anderes ist», erklärt der Experte. «Der Druck auf dem deutschen Markt ist viel größer.»
Und so wundert es dann auch nicht, dass in der FMH-Zinsübersicht die ersten zehn Plätze bei Festgeldangeboten von Instituten mit ausländischer Einlagensicherung belegt werden. Anbieter kommen zum Beispiel aus Lettland, Frankreich, Estland, Malta, Italien oder Portugal. Geschützt sind jeweils Einlagen bis zu einem Betrag von 100 000 Euro pro Sparer.
Für eine Festgeldanlage von drei Jahren sind laut FMH bei ausländischen Anbietern bis zu 1,5 Prozent Zinsen möglich. Das beste Geldinstitut mit deutscher Einlagensicherung bietet maximal 1,2 Prozent. «Bei größeren Anlagesummen kann sich ein solcher Zinsunterschied durchaus lohnen», sagt Herbst.
Ähnlich ist es auch beim Angebot von Tagesgeldkonten. Während viele deutsche Geldinstitute ihre Zinsen fast bis auf 0 gesenkt haben, zahlen Banken aus dem Ausland laut FMH bis zu 0,7 Prozent Zinsen. Lediglich ein deutscher Anbieter liegt hier mit 0,75 Prozent derzeit noch leicht darüber. Möglich ist der Abschluss eines Online-Kontos über Portale wie Zinspilot, Savedo, Weltsparen oder Check24.
Allerdings gibt es einen Haken: Zwar zahlen ausländische Banken mehr Zinsen, im Ausland fällt aber oft auch Quellensteuer an. Diese Steuer auf Zinserträge wird – wie der Name es vermuten lässt – direkt an der Quelle einbehalten, zum Beispiel von der Bank. Profitieren können Kunden also nur, wenn es ihnen gelingt, die Quellensteuer auf Zinserträge zu vermeiden, erklären die Warentester. Möglich ist das zum Beispiel in Belgien, Irland, Kroatien oder Österreich. Reduziert werden kann sie immerhin in Bulgarien, Litauen oder Polen.
Sparer müssen dazu rechtzeitig zum Zinstermin eine Ansässigkeitsbescheinigung ihres Finanzamtes vorweisen, erklären die Warentester. Oder es muss das vom jeweiligen Land geforderte Formular eingereicht werden. In der Regel stellen die Zinsportale ihren Kunden die notwendigen Formulare zur Verfügung.
Ein weiterer Haken: Bei ausländischen Banken, die keine Niederlassung in Deutschland haben, können Sparer keinen Freistellungsauftrag erteilen. Die Banken zahlen die Zinsen komplett an die Sparer aus, berichten die Experten der
Stiftung Warentest. Allerdings übermitteln sie diese Daten auch an die deutschen Finanzbehörden. Sparer sollten die Zinserträge also in der Steuererklärung eintragen – und zwar in der Anlage KAP. «Das ist zwar mit ein wenig Aufwand verbunden», sagt Herbst. «Besteuert werden die Erträge nur, wenn sie den Sparerpauschbetrag übersteigen.» Dieser liegt bei 801 Euro pro Jahr für Singles und 1602 Euro bei zusammenveranlagten Ehepaaren.
Aber auch, wenn die Zinsen im Ausland vergleichsweise attraktiv sind, sollten sich Sparer zumindest bei Festgeldanlagen nicht zu lange binden. «Es besteht immer die Möglichkeit, dass das Zinsniveau insgesamt wieder steigt», erklärt Herbst. Wer sich dann für fünf oder zehn Jahre fest gebunden hat, kann dann von den steigenden Zinsen hierzulande nicht profitieren.
Einen Ausweg gibt es bei manchen Anbietern in solchen Fällen aber, hat Herbst beobachtet: «Bei manchen ausländischen Banken können Sie Festgeldanlagen vorzeitig kündigen.» Hierzulande ist das oft nicht möglich. Allerdings: «In diesem Fall verzichten Sie dann meist auf die Verzinsung», erläutert der FMH-Inhaber.
Fotocredits: Andrea Warnecke
(dpa/tmn)